Soziale Netzwerke in Gemeinden und Kommunen Handlungsanweisungen für jeden Bürgermeister

Redakteur: Manfred Klein

Noch gibt es bei den Verantwortlichen in den Kommunen viele Fragen zum Einsatz sozialer Netzwerke. Das jedoch als Ausrede dafür zu nehmen, diese nicht einzusetzen, wird bald nicht mehr funktionieren. Die kommunalen Spitzenverbände und Beratungshäuse­r bieten immer umfangreichere und fundiertere Ratgeber an.

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Soziale Netzwerke werden zum Kommunikationsmittel zwischen Kommunen und Bürgern
Soziale Netzwerke werden zum Kommunikationsmittel zwischen Kommunen und Bürgern
(Foto: © violetkaipa - Fotolia.com)

In der historischen Altstadt Coburgers wütet zu Beginn des Sommers ein Großbrand. Am Ende sind acht Häuser zerstört, 13 Menschen verletzt und 80 Menschen müssen vorübergehend evakuiert werden. Der materielle Schaden geht in die Millionen. Aber die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung und in den ortsansässigen Unternehmen ist groß. Soweit die dramatischen, aber noch nicht ungewöhnlichen Ereignisse.

Ungewöhnlich ist, was dann geschieht: Als Privatinitiative wird eine Plattform für die Koordination der Hilfsleistungen und zum Sammeln von Spenden eingerichtet. Schon kurz darauf wird die Initiative von der Stadt Coburg unterstützt. Die Stadt errichtet auf ihrer Website eine eigene Seite, um die Hilfe zu koordinieren. Und bei Facebook wird eine Gruppe gegründet mit dem Namen „Unterstützung der Coburger Brandopfer (Suche/Biete)“.

Wie der Name schon verrät, dient diese Gruppe als Plattform für Angebote und Gesuche jeglicher Art. So postet jemand, dass er eine Waschmaschine abgeben würde. Sofort findet sich eine dankbare Abnehmerin. Fernseher, Kühlschränke, Schränke, Bekleidung, Betten und anderer Hausrat wechseln über die Facebook-Gruppe so den Besitzer.

Reichweitenverstärker für Kommunen

Franz-Reinhard Habbel, Direktor politische Grundsatzfragen und Sprecher des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, sieht darin den Beweis, dass Facebook schon lange kein Netzwerk mehr ist, das nur und ausschließlich der Vernetzung von Freunden und derer Kommunika­tion dient.

„Vielmehr ist es mittlerweile eine multidirektionale Plattform für Initiativen, Projekte und Zusammenschlüsse aller Art, welche ihre Hauptaufgabe in Kommunikation und Koordination sehen. Auch von Kommunen initiierte Programme und Angebote nutzen Facebook als Reichweitenverstärker und Kommunikationsapparat“, so Habbel.

Und die Entwicklung gibt ihm Recht. Denn längst ist die Coburger Initiative nicht mehr allein. So kämpften etwa in der T-City-Stadt Friedrichshafen die Bürger für den Erhalt des Stadtstrandes – auch unter Einsatz sozialer Netzwerke.

Dazu Habbel: „Im August 2011 schenkte die T-City Friedrichshafen – ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt Friedrichshafen und der Deutschen Telekom – der Stadt Friedrichshafen zum 200. Geburtstag einen Stadtstrand. Auf 30 mal 30 Metern und 240 Tonnen Sand entstand nahe dem Bodenseeufer eine Bar, ein Volleyballfeld, eine Bühne sowie zahlreiche Sitz- und Liegemöglichkeiten.“

Der Stadtstrand erfreute sich großer Beliebtheit bei den Häflern, wie die Friedrichshafener genannt werden. Als der Stadtstrand – schon bei der Planung nur als zeitlich begrenztes Freizeitangebot gedacht – abgebaut werden sollte, regte sich jedoch Widerstand. Eine junge Häflerin gründete eine Facebook-Gruppe, die zwischenzeitlich bis zu 4.500 Mitglieder hatte und sich für den Erhalt des Stadtstrandes einsetzte. Parallel wurde auf openpetition.de eine Petition für den Erhalt des Stadtstrandes erstellt, welche 280 Unterzeichner fand.

Auf dem Höhepunkt der Aufregung schaltete sich die Ortsgruppe der SPD ein und formulierte einen Antrag an Oberbürgermeister Andreas Brand, einen dauerhaften Standort für das Beachvolleyballfeld zu prüfen. Aufgrund der vertraglichen Bindungen der Stadt wurde der Stadtstrand zwar dennoch abgebaut.

Aber auch wenn die Aktion auf Face­book keinen Erfolg hatte, zeige sie dennoch, so Habbel, dass sich politisches Engagement im Netz durchaus auszahlen kann. „Dass die SPD den Protest im Netz aufgegriffen und reagiert hat, zeigt, dass die Entscheider in den Kommunen die Meinungsäußerungen auf in den sozialen Medien durchaus ernst nehmen.“

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