Studie des ÖFIT Erfolgsfaktoren digitaler Lösungsansätze für ländliche Räume

Autor Ira Zahorsky

Ein wichtiges politisches Ziel ist es, gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land zu schaffen. Die Digitalisierung kann das unterstützen. Das Kompetenzzentrum Öffentliche IT am Fraunhofer FOKUS hat in einer Studie Faktoren zusammengefasst, die das Ziel fördern und hemmen.

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Der Breitbandausbau ist die Grundvoraussetzung für digitale Projekte in ländlichen Gebieten.
Der Breitbandausbau ist die Grundvoraussetzung für digitale Projekte in ländlichen Gebieten.
(© Gundolf Renze - stock.adobe.com)

Bei Digitalprojekten in ländlichen Gegenden müssen sich Politik und Verwaltung sowie die Projektdurchführenden auf andere Herausforderungen einstellen als in städtischen Gebieten. Das Kompetenzzentrum Öffentliche IT (ÖFIT) am Fraunhofer FOKUS hat sich im Rahmen der Studie „Ländlich, digital, attraktiv“ sieben Herausforderungen angesehen, die immer in Wechselwirkung miteinander stehen und nicht alleinstehend betrachtet werden dürfen.

Herausforderungen

  • Digitale Infrastruktur: Der Breitbandausbau auf dem Land lässt immer noch sehr zu wünschen übrig. Nur knapp 70 Prozent der Haushalte in ländlichen Gemeinden haben laut dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur Internet mit mindestens 50 Mbit/s zur Verfügung. Da die Anbindung kostenintensiv und damit für die Provider unattraktiv ist, sind diese Regionen auf Regulierung und Förderprogramme angewiesen.
  • Gesundheit: Krankenhäuser, Hausarztpraxen und Apotheken werden aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen oder zusammengelegt. Die Einwohner müssen weitere Wege zurücklegen.
  • Mobilität: Ein funktionierendes öffentliches Verkehrssystem ist vor allem für Kinder, Jugendliche und ältere Menschen wichtig, um am öffentlichen Leben teilnehmen zu können.
  • Bildung: Bildungs- und Betreuungsangebote stehen in Wechselwirkung mit der Abwanderung von jungen Erwachsenen und Familien.
  • Arbeit und Wirtschaft: Für junge und qualifizierte Arbeitskräfte ist das Ausbildungs- und Beschäftigungsangebot in der Stadt attraktiver. Auch eine schwache Dienstleistungsinfrastruktur auf dem Land schränkt die Wettbewerbsfähigkeit der lokalen Wirtschaft ein.
  • Nahversorgung: Ländliche Gemeinden stehen unter Druck, trotz einer schrumpfenden Nachfrage die Einrichtungen des täglichen Bedarfs aufrecht zu erhalten.
  • Gemeinsinn und Zusammenhalt: Bürgerschaftliches Engagement, Nachbarschaftshilfe und Ehrenamt tragen zur Attraktivität ländlicher Räume bei und können helfen, den Rückbau öffentlicher Infrastrukturen auszugleichen.

Lösungsansätze

Aus bestehenden Projekten wurden digitale Lösungsansätze identifiziert. Je höher der Digitalisierungsgrad der Lösung, umso höher die Komplexität der für die Leistung notwendigen Organisation und Technik.

Zunächst gilt es, die entsprechende Infrastruktur zu schaffen, damit digitale Hilfsmittel eingesetzt werden können. Dies kann beispielsweise durch lokale Non-Profit-Organisationen, Arbeitsleistung der Bürger*innen sowie die Einrichtung von Coworking Spaces geschehen. Digital bereitgestellte Informationen können Mobilitätsberatungen oder regionale Online-Jobbörsen sein. Für digital vermittelte Dienstleistungen gibt es zahlreiche Beispiele: Carsharing, mobile Dienstleistungs- und Warenversorgungsangebote, Teleapotheken, Telemedizin in Kombination mit Hausbesuchen des medizinischen Personals, Ambient Assisted Living für ältere Mitbürger*innen sowie die digitale Verkaufsförderung regionaler Produkte.

Die digitale Bürgerbeteiligung, die digital koordinierte Nachbarschaftshilfe, Crowd Logistics und Ridesharing basieren auf der digital angebahnten Zusammenarbeit der einzelnen Bürger*innen. Schließlich bieten sich noch digital erbrachte Dienstleistungen wie die digitale Verwaltung, Telemedizin und eLearning-Angebote als Lösungsansätze für ländliche Gegenden an.

Schwierigkeiten

An erster Stelle nennen die Befragten die Finanzierung. Da diese oft aus zeitlich begrenzten Fördermitteln stammt, welchen häufig eine aufwändige Beantragung vorausgeht, ist vor allem die Verstetigung von Projekten schwierig. Auch die eingesetzten technischen und organisatorischen Lösungen werden als Schwierigkeit gesehen. Unkomfortable Benutzeroberflächen oder umständliche Prozesse wirken sich negativ auf die Annahmebereitschaft durch die Zielgruppe aus. Die Kommunikation der Lösungen an die Zielgruppe stellt eine weitere aufwändige Aufgabe dar. Auch rechtliche Hürden können von Digitalisierungsprojekten abschrecken.

Die Schwerpunkte unterscheiden sich je nachdem, ob ein Projekt top-down (beispielsweise durch die Bundes- oder Landesverwaltung, bundesweit agierende zivilgesellschaftliche Organisationen oder überregionale Forschungsinstitute initiiert) oder bottom-up (aus der Region selbst heraus angestoßen) initiiert wurde.

Lesen Sie auf der nächsten Seite die Handlungsempfehlungen des ÖFIT.

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