Digitale Souveränität Die Bundesverwaltung ist abhängig von Microsoft

Autor Susanne Ehneß

Eine Marktanalyse im Auftrag des Bundesinnenministeriums zeigt das wachsende Risiko einer Technologieabhängigkeit von einzelnen Anbietern.

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Microsoft dominiert die Verwaltungsrechner
Microsoft dominiert die Verwaltungsrechner
(© Aleksei - stock.adobe.com)

Das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) hat die PwC Strategy& (Germany) GmbH beauftragt, die Software-Abhängigkeit der Bundesverwaltung von Microsoft & Co. zu überprüfen. Die „Strategische Marktanalyse zur Reduzierung von Abhängigkeiten von einzelnen Software-Anbietern“ wurde nun veröffentlicht.

Microsoft überall

Die Berater resümieren, dass die Bundesverwaltung „in allen Schichten des Software-Stacks von wenigen Software-Anbietern stark abhängig“ sei. Dies gelte besonders für Microsoft, dessen Produkte vielfach eingesetzt würden und eng miteinander verknüpft seien, wie Outlook, Exchange und Windows Server.

Der Software-Stack – also die aufeinander aufbauenden Komponenten – der Bundesverwaltung ist laut PwC folgendermaßen aufgestellt:

  • Fachanwendungen: zahlreiche Softwareprodukte verschiedener Anwender
  • Weitere Querschnitts-IT: SAP, Astec, OCLC, Eclipse, Microsoft, Trend Micro, Netbeans.de, Symantec und Dell
  • Büro-Software: Microsoft, G Suite, Firefox, BSCW und Confluence
  • Arbeitsplatz-Betriebssysteme: ausschließlich Microsoft
  • Plattform: Red Hat, Oracle, IBM, PostgreSQL, Microsoft, Symantec, Matrix42 und MySQL
  • Server-Betriebssysteme: Microsoft, SUSE, Red Hat Linux und Debian
  • Infrastrukturnahe Applikationen: Apache, Microsoft, Nagios und Check MK

Vor allem also bei Büro-Software, Arbeitsplatz- und Server-Betriebssystemen ist Microsoft überrepräsentiert. Laut Studie verwenden 96 Prozent aller unmittelbaren ­Behörden Microsoft Office sowie Windows und 69 Prozent Windows Server. In den Bereichen „Plattformen“ und „Weitere Querschnitts-IT“ sei man eventuell auch von Oracle und SAP abhängig, allerdings nur in den Produktsegmenten Datenbankmanagement-Systeme (DBMS) und Enterprise Resource Planning (ERP).

Begünstigt werde die Abhängigkeit von der Marktsituation, die auf wenige Anbieter konzentriert sei. „Die strategische Ausrichtung dieser Anbieter droht diese Abhängigkeiten künftig noch zu verstärken. Dazu gehört der konstante Ausbau des eigenen digitalen Ökosystems, die zunehmende Umstellung von On-Premise auf cloudbasierte Lösungen und ein stärkeres Engagement dieser Anbieter bei der Open-Source-Software-Entwicklung“, mahnen die Berater.

Laut PwC besitze Microsoft im Segment Office-Pakete einen Marktanteil von etwa 84 Prozent. Das Open-Source-Office-Paket LibreOffice sei die am weitesten verbreitete nicht-proprietäre Alternative und werde vor allem im öffentlichen Sektor und in kleineren Unternehmen eingesetzt. Der Marktanteil sei zwar nicht bekannt, werde aber aufgrund der hohen Zahl verbreiteter MS-Office-Lizenzen und der Selbstauskunft von LibreOffice „maximal auf einen niedrigen einstelligen Prozentsatz“ geschätzt.

Die Abhängigkeit von Microsoft-Produkten stehe im Widerspruch zu den strategischen IT-Zielen des Bundes. „Als kritisch befunden werden vor allem eingeschränkte Informationssicherheit und (datenschutz-)rechtliche Unsicherheit; beides Punkte, die die digitale Souveränität des Staates gefährden“, heißt es in der Studie.

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