Anbieter zum Thema
Innovationstreiber werden
Obwohl es bei der Verwaltungsdigitalisierung noch einige Mängel zu beseitigen gilt und Studiengänge diese durch ihren Praxisbezug auch den Studierenden aufzeigen, könne dennoch nicht von einer abschreckenden Wirkung der Angebote ausgegangen werden, betonen die Praxispartner der HAW Hamburg. „Vielmehr ergeben sich in diesem Tätigkeitsspektrum spannende Herausforderungen mit zugleich großem Gestaltungspotenzial.“
Und auch die Hochschule schließt sich dem an. Sie sieht im Praxisbezug der Studiengänge mehr Potenzial, Studierende zu motivieren, als die Gefahr, sie womöglich abzuschrecken: „Hochschulen greifen in Lehre und Forschung immer aktuelle Entwicklungen und Diskussionen in ihren Fachdisziplinen auf. Der offene, kritische Diskurs gehört zur Hochschule. Absolventinnen und Absolventen sollen die Kompetenz erwerben, bestehende Problemlösungsmuster kritisch zu hinterfragen und Innovationen sowie neue Ansätze in ihre Arbeitsbereiche hineinzutragen.“
Ähnlich sieht das auch Dr. iur. Sabine Leppek, Dekanin des Fachbereichs Allgemeine Innere Verwaltung an der HS Bund. Wie sie erklärt, wirkten Absolventen der Studiengänge mit, die Digitalisierung in Bundesbehörden strategisch und operativ zu steuern und voranzubringen. Dazu gehöre, beurteilen zu können, an welchen Stellen die Digitalisierung in der deutschen Verwaltung bereits gut laufe. Andererseits müssten Studierende, beziehungsweise Absolventen, aber eben auch erkennen, wo noch nachjustiert werden müsse. „Genau diese Kompetenz wollen wir unseren Studierenden vermitteln. Davon profitieren unsere Abnehmerbehörden, denn unsere Absolventinnen und Absolventen bringen so neue Impulse in die Verwaltungspraxis ein.“
Gerade mit Hinblick auf den Fachkräftemangel ist es daher wichtig, neue und optimal qualifizierte Verwaltungsmitarbeitende auszubilden. Dabei können Weiter- und Fortbildungen sowie weiterführende Qualifikationen durchaus eine entscheidende Rolle spielen. Die HAW Hamburg betont jedoch die Bedeutung eines tiefen Verständnisses der wichtigsten Theorien, Prinzipien und Methoden und der in einem Hochschulstudium erworbenen Professionalität bei der Anwendung dieser.
Die digitale Transformation solle nicht auf technische Aspekte reduziert, sondern als ganzheitlicher Prozess verstanden werden. „E-Government-Absolventinnen und Absolventen sollen in ihrer Schlüsselrolle als Übersetzerinnen und Übersetzer zwischen Informatik- und Verwaltungsbereichen Impulse geben, reflektieren, kritisch hinterfragen, gestalten, steuern und mit internen und externen Dienstleistern ‚auf Augenhöhe‘ kommunizieren und Digitalisierungspotenziale erkennen können.“
Etwas mit Sinn bewirken
Da für die jetzigen Studienanfänger eine Welt ohne Internet und Online-Zugang kaum noch vorstellbar sei, hole der Studiengang E-Government die Lernenden in ihrer Lebenswirklichkeit ab, wie die HAW Hamburg erklärt. Um mehr Studierende für diese Studiengänge zu begeistern, könne der Beitrag der Absolventen für die Gesellschaft als Ganzes also stärker in den Fokus gestellt werden. „Die Verwaltung erfüllt keinen Selbstzweck, sondern agiert für Bürgerinnen und Bürger und Gesellschaft: Die Studierenden können etwas mit Sinn bewirken.“
Von Seiten der Kooperationspartner heißt es dazu außerdem: „In der Verwaltung geht es dabei nicht um eine Prozessoptimierung zur Gewinnmaximierung, sondern vielmehr um eine wertschaffende Optimierung von Verwaltungsabläufen und von Lösungen für die Gesellschaft.“
Zielführend sind diese Studiengänge jedoch nur, wenn Absolventen auf die Realität in den Behörden vorbereitet werden. „Die Digitalisierung gewinnt auch in öffentlichen Bereichen mehr und mehr an Bedeutung. Die diesbezüglichen Anforderungen an die Absolventinnen und Absolventen des Studiengangs ‚Verwaltungsmanagement‘ am Fachbereich AIV werden in der Berufspraxis daher künftig weiter wachsen“, erklärt die HS Bund. Deshalb müssen die Lehrpläne in diesen Studiengängen entsprechend der Bedürfnisse der Verwaltungen, deren Mitarbeiter und der Bürger ausgerichtet werden.
Die Verwaltungsdigitalisierung ist ein fortschreitender Prozess. Neue Studienangebote an Hochschulen, wie der E-Government-Studiengang, sind die Reaktion auf die aktuellen Entwicklungen. Doch auch klassische Studiengänge im Verwaltungsmanagement berücksichtigen diese in unterschiedlichem Umfang bei der Entwicklung ihrer Curricula.
So hat die HS Bund zusammen mit ihrer Aufsichtsbehörde, dem BMI, anhand eines Fragebogens ermittelt, welche Digitalkompetenzen bereits an Studierende vermittelt werden und welche Anforderungen es seitens der Bundesbehörden an die Alumni gibt. Das Ergebnis dieses Soll-Ist-Abgleichs bietet wertvolle Erkenntnisse für die Reform des aktuellen Curriculums und des Modulhandbuchs der Hochschule.
Vom Beamten-Mikado zum -Twister
Absolventen der Studiengänge haben die Möglichkeit, die Verwaltungsdigitalisierung sichtlich zu beeinflussen. Die Branche braucht innovative Ideen und Lösungsansätze, die Alumni als Innovationstreiber entwickeln und umsetzen.
Auch mit dem Klischee des Beamten-Mikado (Wer sich zuerst bewegt, hat verloren) kann so gebrochen werden.
Die Arbeit im eGovernment gestaltet sich eher wie ein Twister-Spiel. Zwar wirkt vieles verzwickt, verdreht und verknotet – letzten Endes könnte durch eine kleine Hilfestellung aber vieles erleichtert werden.
(ID:49500279)