Der Redaktionsbeirat diskutiert Die Verwaltung braucht den Mut zur Lücke

Autor Manfred Klein

In seiner aktuellen Sitzung hat der Redaktionsbeirat der eGovernment Computing mit seinem neuen Mitglied, dem Bremer Staatsrat Henning Lühr, die Frage diskutiert, was eine moderne Verwaltung auszeichnet und wie sich der Wandel hin zu einer solchen Verwaltung beschleunigen lässt. Dazu berichtete ­Henning Lühr zunächst von den Erfahrungen der Hansestadt.

Anbieter zum Thema

Matthias Kammer (DIVSI) , Staatsrat Henning Lühr, Marc Monich(Mach AG), Holger Wosnitza (Materna) , Jochen Michels (Fujitsu Technology) und MArc Reinhardt (Capgemini) (v.l.)
Matthias Kammer (DIVSI) , Staatsrat Henning Lühr, Marc Monich(Mach AG), Holger Wosnitza (Materna) , Jochen Michels (Fujitsu Technology) und MArc Reinhardt (Capgemini) (v.l.)
(© mk)

Henning Lühr stellte dazu zunächst aktuelle Projekte sowie das Programm „Zukunftsorientierte Verwaltung (ZOV)“ der Hansestadt vor. Dazu Henning Lühr weiter: „Wir haben mittlerweile in Bremen mit der Zukunftsorientierten Verwaltung ein umfassendes Programm zur Verwaltungsmodernisierung etabliert.“

Vom Einzelprojekt zum Gesamtansatz

Als wesentlichen Aspekt des Projektes unterstrich Henning Lühr die Einbindung zahlreicher Mitwirkender. So sei an dem Projekt nicht nur der Bremer Senat beteiligt, sondern darüber hinaus eine ganze Reihe weiterer Institutionen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, wie zum Beispiel Gewerkschaften und die Industrie- und Handwerkskammer.

Aus den Ausführungen von Henning Lühr wurde schnell klar, dass eine wirklich umfassender Ansatz hin zu einer zeitgemäßen Verwaltung nicht nur aus einem Projekt bestehen kann. Lühr fasste diese Erkenntnis so zusammen: „Unser Ziel ist es, aus vielen Einzelprojekten einen Gesamtansatz formen. Das ist jedoch leichter gesagt als getan, weil man das natürlich entsprechend organisieren muss.“

So ist denn auch das im Juni 2016 vom Bremer Senat beschlossene und im August des vergangenen Jahres fortgeschriebene Programm „Zukunftsorientierte Verwaltung“ nicht nur die aktuelle Dachmarke der Bremer Verwaltungsentwicklung, das Programm soll darüber hinaus aus vielen Einzelprojekten einen entwicklungsoffenen „starken Gesamtansatz formen“.

Weitere Projektziele der Zukunftsorientierten Verwaltung sind:

--> Steigerung der Prozessorientierung und Leistungsfähigkeit der Verwaltung als Kernphilosophie.

--> Projekte sollen erfolgreich mit und in den Ressorts zu Ende gebracht sowie

--> neue Projekte und Vorhaben entwickelt werden.

Laut Henning Lühr ist der Kernbereich des Konzepts, dass eine übergreifende Organisation mit Weisungsbefugnis geschaffen wurde. Hinzu kommt eine Dienstleistungskonferenz, nicht mit Weisungsbefugnis, aber mit Entscheidungsbefugnissen, in dem alle Bürgerämter einem Staatsrat unterstellt werden, der zum Beispiel die Einführung von IT- und Organisationsprojekten voranbringen kann. Dazu Lühr lachend: „Da muss man dann mitunter schon gucken, dass man nicht auf dem dunklen Flur von Kollegen erwischt wird“.

Zur Umsetzung der genannten Ziele hat Bremen nun sieben Entwicklungsfelder definiert:

--> Integrierte Gesamtsteuerung,

--> Personalpolitik und Arbeit 4.0,

--> Digitale Verwaltung,

--> Transparenz und Bürgerservice verbessern,

--> kooperative Verwaltungsentwicklung im Stadtteil,

--> Optimierung der Organisation und der Prozesse und

--> eine länderübergreifende Kooperation.

Dabei kommt nach Lührs Meinung insbesondere der integrierten Gesamtsteuerung auch hinsichtlich der öffentlichen Unternehmen eine herausragende Bedeutung zu. Bremen habe derzeit eine Ausgliederungsrate im Kommunalbereich von fast 65 Prozent und im Landesbereich von 45 Prozent. Dazu Lühr: „Wenn man 80 Beteiligungen zu managen hat, von städtischen Gesellschaften über Eigenbetriebe bis in zu Stiftungen, dann geht das nur über ein übergreifendes Gesamtmanagement.“ Eine Absage erteilte Lühr in diesem Zusammenhang jedoch allen Modellen, die allein auf Dirigismus setzen.

Weitere wichtige Bausteine sind, laut Lühr, die kooperative Verwaltungsentwicklung im Stadtteil, die Steigerung der Transparenz und die Verbesserung der Bürgerservices. Lühr erinnerte bezugnehmend auf den ersten Punkt daran, dass in der Regel 30 Prozent der Aufwendungen in einer Verwaltung nur dafür gebraucht würden, die Verwaltung zu verwalten. Da gebe es bedeutende Einsparpotenziale. Aus diesem Grund plane Bremen auch die Einführung eines eHaushalts.

(ID:45195308)