Details zu Technik, Fördermöglichkeiten und Frequenzpolitik Wie Gemeinden selbst ein LTE-Netz bauen

Autor / Redakteur: Dirk Srocke / Dipl.-Ing. (FH) Andreas Donner |

Die polnische Gemeinde Ożarowice betreibt ein eigenes LTE-Netz für den Breitbandzugang. Unsere Kollegen von IP-Insider sprachen mit Michael Lemke vom Ausrüster Huawei, inwieweit das Modell auch in Deutschland machbar und zu finanzieren ist.

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In Europa wird TDD-LTE 3.5 derzeit nur im Vereinigten Königreich und in Polen genutzt.
In Europa wird TDD-LTE 3.5 derzeit nur im Vereinigten Königreich und in Polen genutzt.
(Bild: Huawei/YouTube)

Spätestens mit der digitalen Dividende gilt LTE als üblicher Weg, um ländliche Regionen mit Breitband-Zugängen zu versorgen. Im polnischen Ożarowice wird die Technik jedoch nicht von einem klassischen Mobilfunkbetreiber verwendet, sondern von der Gemeinde selbst betrieben. Im Gespräch verrät Michael Lemke, Head of Wireless Marketing DTBU bei Huawei Technologies Deutschland GmbH, jetzt Details zur Infrastruktur.

Zunächst die generelle Frage: Welche Vor- und Nachteile bietet ein LTE-Netz verglichen mit WiMAX oder DSL?

Lemke: WiMAX litt in der in Deutschland genutzten Ausprägung unter der limitierten Bandbreite, die im Spektrum belegt wurde. Daher blieben die erzielbaren Datenraten überschaubar und bewegten sich im einstelligen Mbit/s-Bereich. LTE (TDD) ist die anerkannte Nachfolgetechnologie von WiMAX. Das Ökosystem für LTE TDD (Long Term Evolution Time-Division Duplex) wächst ständig, die Anzahl weltweit verfügbarer Geräte nimmt zu. Wir haben ja nur in Europa die Situation, dass das 3.5-GHz-Spektrum nur relativ sparsam mit LTE TDD belegt wird. In anderen Märkten sieht das anders aus, insbesondere in Asien. Vorteil der DSL-Leitung: Sie besitzen das Kabel allein und müssen nicht auf eine „Shared Resource“ zugreifen. Bei sehr langen DSL-Verbindungen ist die erreichbare Peak-Datenrate jedoch auch sehr gering.

Lassen Sie uns über das Projekt in Polen sprechen. Sie nutzen dort ein – zumindest für Europa – ungewöhnliches Spektrum. Inwieweit unterscheidet sich das Verhalten des 3.5-GHz-Bands zu anderen, niedrigeren Frequenzen?

Lemke: In Bezug auf den Datendurchsatz gibt es keine Einschränkungen. Da mehr Spektrum in Betrieb genommen werden kann, ist es sogar besser. Die TDD-Technologie erlaubt es, den Up- und Downlink je nach Verkehrsanforderung dynamisch einzustellen, etwa im Verhältnis von 1:3 oder 1:4. Wenn man das auf einen 40-MHz-Bandbreitenbetrieb umrechnet, kommt man im Downlink auf 30 MHz und Peakdatenraten jenseits der in öffentlichen LTE-Netzen angebotenen 150 Mbit/s. Bezogen auf die Ausbreitungsbedingungen muss man allerdings sagen, dass die Indoor-Durchdringungsfähigkeit schlechter ist. In Polen haben die Geräte (CPE Typ) daher auch eine Antennenerweiterung erfahren.

Wie groß ist das in Ożarowice implementierte Netz?

Lemke: Welche Fläche abgedeckt wurde sehen Sie, wenn Sie sich in Google den Ort Ożarowice anschauen. Das Spektrum 3.5 ist natürlich für die Ausbreitungsbedingungen etwas schwieriger als die klassisch genutzten Mobilfunkfrequenzen. Das wird technologisch gern überbrückt durch höhere Transmit-/Receive-Diversity beziehungsweise über MIMO-Techniken – in diesem Fall 4x4 – und spezielle Antennenlösungen für die Geräte, die Schwächen ausgleichen. Installiert wurden 15 Stationen, die als WiFi- Hub für Nutzer mit entsprechenden Zugängen und Endgeräten geöffnet sind.

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