Webseiten-Check Viel Luft nach oben bei den Online-Auftritten der Parteien

Autor Julia Mutzbauer

Bald wird der neue Bundestag gewählt – aber viele Wähler sind noch unentschlossen. Der Internet-Auftritt der Parteien kann bei der Entscheidungsfindung der Bürger eine wichtige Rolle spielen. Die Internetagentur MOSAIQ hat deshalb die Webseiten von CDU/CSU, SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, FDP, AfD und Die Linke geprüft und bewertet.

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Sebastian Bosch, Geschäftsführer von MOSAIQ: „Die Digitalisierung hat im bisherigen Wahlkampf keine große Rolle gespielt, das spiegeln auch die Webseiten der Parteien wider“
Sebastian Bosch, Geschäftsführer von MOSAIQ: „Die Digitalisierung hat im bisherigen Wahlkampf keine große Rolle gespielt, das spiegeln auch die Webseiten der Parteien wider“
(© MOSAIQ)

Vor allem junge Wähler informieren sich immer häufiger im Netz über Parteiprogramme und Kanzlerkandidaten. Vor diesem Hintergrund hat die Stuttgarter Digitalagentur die Webauftritte der im Bundestag vertretenen Parteien in sechs unterschiedlichen Kategorien getestet:

  • Navigation
  • Conversion
  • Zielgruppe
  • Design
  • Joy of Use
  • Inhalte

Die Bewertung erfolgte auf einer Skala von eins bis zehn, wobei 10 die Bestnote ist. Mit Werten zwischen 4,8 und 5,9 erreichen alle Parteien eine eher durchschnittliche Note, heißt es in der Auswertung. Die Webauftritte der Linken (5,9) und der FDP (5,7) schneiden demnach noch am besten ab, Grüne (5,4) und CDU (5,2) landen im Mittelfeld, SPD und AfD bilden mit jeweils 4,8 Punkten das Schlusslicht.

„Das eher durchwachsene Ergebnis zeigt, dass die Parteien noch jede Menge Nachholbedarf haben“, kommentiert Sebastian Bosch, Geschäftsführer von MOSAIQ. Nach Meinung von Bosch sollte der Ausbau der eigenen Digitalkompetenz eine höhere Priorität auf der Parteiagenda bekommen, um die nächsten Generationen von Wählern zu erreichen. „Die Digitalisierung hat im bisherigen Wahlkampf keine große Rolle gespielt, das spiegeln auch die Webseiten der Parteien wider“, betont der Experte.

Interaktion und Zielgruppenführung sind verbesserungswürdig

Laut Testbericht schwächeln alle Parteiseiten bei der Zielgruppenführung. Mit 5 Punkten schneidet hier die FDP am besten ab, bewegt sich damit aber auf einem niedrigen Niveau. „Nutzer werden aber unabhängig von der Navigation über Teaser auf den Detailseiten weitergeleitet und die typischen Nutzerszenarien sind abgedeckt“, stellen die Tester fest.

Das farbenfrohe Design entspreche aber eher einer jüngeren Zielgruppe, während die Seiten wiederum sehr textlastig seien, was eher einer älteren Zielgruppe entspreche. Die Linke erreicht 4,1 Punkte, gefolgt von CDU (3,9 Punkten) und Grünen (3,7). Die SPD belegt mit nur 2,5 Punkten den letzten Platz, „da sich Nutzer nur anhand von Detailseiten durchklicken können. Und selbst auf diesen ist nicht direkt ersichtlich, welche Unterseiten es noch gibt“, so die Begründung. Insgesamt sei wenig Austausch oder Anreiz mit und für die Zielgruppe vorhanden.

Navigation und Design auf gutem Niveau

Die Stärken der Partei-Webseiten liegen laut Test bei Design und Navigation. In dieser Kategorie erzielten nach Angaben der Agentur fast alle Parteien durchweg gute Wertungen: Die SPD führt hier dank einem übersichtlichen Menü mit 8,3 von 10 möglichen Punkten, gefolgt von den Grünen mit 8,1. Die niedrige Bewertung der FDP resultiert aus der mangelnden optischen Hervorhebung des Menüs und inhaltlicher Überschneidungen einzelner Menüpunkte. Alle Parteien verwenden keine oder kaum Fly-Outs, wodurch ein Überblick über den gesamten Umfang des Webauftritts nicht möglich ist. Das ansprechende Design der Webseiten schlägt sich auch in der Bewertung nieder. Die Grünen bestechen durch das beste Design, so die Ergebnisse. Und weiter heißt es: „Eine gut gestaltete Übersichtsseite und einheitliche Bildsprache machen die Seite schlicht und stimmig“. Im Design-Ranking folgen CDU und Linke (jeweils 7,6). Mit 5,8 Punkten liegt auch hier die AfD auf dem letzten Platz.

Die Webseiten der Parteien:

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Inhalt

In der Kategorie Inhalt führt die Linke (8,3). Grüne (6,3), FDP und AfD (6,6) und SPD (6,8) liegen dicht beieinander. „Auf der Seite der CDU werden dagegen alle möglichen Themen angerissen, sagen aber nicht wirklich etwas aus“, erklären die Tester. Neben den sechs allgemeinen Kategorien wurde zusätzlich auch die Darstellung des Wahlprogramms bewertet. Bei SPD, Grünen, FDP und der Linken sei das Programm auf schnellem Weg über das Menü direkt erreichbar. Lediglich die CDU führt das Programm dort nicht auf, sondern verweist auf der Startseite zu einer externen Landingpage. „Auf dieser wird allerdings nicht direkt ersichtlich, dass es sich um das Wahlprogramm handelt. Die Kanzlerkandidaten stehen bei allen Webauftritten im Vordergrund, während das Wahlprogramm teils in den Hintergrund rückt“, heißt es im Testbericht.

„Alle Seiten lassen sich aus Nutzersicht problemlos bedienen. Trotzdem wird durch den Website-Check deutlich, dass sich die Parteien in der Konzeption ihres Webauftritts noch mehr auf ihre Zielgruppe und die Interaktion mit dieser konzentrieren müssen“, fasst Bosch zusammen.

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