Digitalkompetenz im Gesundheitsbereich Verbesserte Heilungschancen sind größter Vorteil der Digitalisierung

Redakteur: Ira Zahorsky

Die Bürger in Deutschland versprechen sich von einem digitalen Gesundheitswesen deutlich bessere Heilungschancen sowie mehr Zeit für die Arzt-Patienten-Kommunikation. Jedoch herrscht bezüglich der Digitalisierung des Gesundheitswesens noch große Verunsicherung.

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Patienten wünschen sich mehr Aufklärung über digitale Angebote, zum Beispiel durch den behandelnden Arzt.
Patienten wünschen sich mehr Aufklärung über digitale Angebote, zum Beispiel durch den behandelnden Arzt.
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Eine Umfrage von Nuance unter mehr als 2.000 Deutschen ergab, dass insgesamt 77 Prozent der Befragten über „nicht genügend“ Digitalkompetenz im Gesundheitsbereich verfügen oder nicht einschätzen können, ob diesbezüglich Nachholbedarf besteht. „Viele Digitalisierungsschritte sind für den Patienten nicht sichtbar. Wenn beispielsweise der Entlassbrief sofort mitgegeben wird, dann ist das die Folge des vermehrten Einsatzes von Spracherkennung. Für viele Patienten ist das heute selbstverständlich; vor ein paar Jahren dauerte dies aber noch Wochen und Monate“, so Martin Eberhart, General Manager bei Nuance Healthcare DACH.

Insgesamt erwarten sich die Bürger von der Digitalisierung bessere Heilungschancen, beispielsweise durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz bei der früheren Diagnose von Lungen- oder Hautkrebs; dazu wünscht sich jeder vierte mehr Informationsangebote. 32 Prozent wollen sich über digitale Angebote, wie die elektronische Patientenakte, selbst informieren zu wollen, 13 Prozent wünschen sich eine Aufklärung durch den Arzt und jeder zehnte Befragte würde einen Kurs der Krankenversicherung besuchen.

Die eigene Krankengeschichte im Überblick zu haben oder gar auf einen Praxisbesuch verzichten zu können, sehen nur zehn und sieben Prozent der Befragten als Vorteil. Die Nutzung von Gesundheitsdaten zu Forschungszwecken wird ebenfalls von rund sieben Prozent der Befragten als vorteilhaft bewertet.

„Verbesserte Heilungschancen werden als größter Vorteil der Digitalisierung gesehen. Dafür werden jedoch Gesundheitsdaten der Bürger benötigt – dieser Zusammenhang muss in der öffentlichen Diskussion bewusst gemacht werden.“

Wo steht Deutschland?

Deutschland gilt europaweit als Nachzügler bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Doch die Bundesregierung will jetzt das Thema voranbringen und bis 2021 alle Bürger mit einer eigenen elektronischen Patientenakte (ePA) ausstatten. Experten, wie Jörg Studzinski, Research Leiter bei HIMSS Analytics in Europa, fordern daher eine breite gesellschaftliche Diskussion und umfassende Aufklärung: „Aufklärung in punkto Digitalisierung des Gesundheitswesens ist ein gesamtgesellschaftliches Thema. Nicht zuletzt auch aufgrund der Tatsache, dass Deutschland in diesem Punkt vielen anderen Ländern in Europa hinterher hängt und dass Patienten anderswo bereits spürbar mehr Möglichkeiten haben, sich mittels digitaler Technologien selbst aktiv und informiert um die eigene Gesundheitsversorgung zu kümmern. Hier müssen Politik, Verbände, Gesundheitseinrichtungen, Ärzteschaft und Technologieanbieter gemeinsam für mehr Transparenz, Verständnis und ein höheres Tempo sorgen. Die Tatsache, dass sich viele Bürger nicht ausreichend informiert fühlen, spiegelt unsere Erfahrung aus Krankenhäusern wieder. Denn selbst in den Gesundheitseinrichtungen besteht noch immer kein umfassendes Verständnis der Chancen und Risiken von Digital Health.“

Mit der Inbetriebnahme der Telematikinfrastruktur (TI) ist ein wichtiger Schritt in Richtung eines zukunftsweisenden Gesundheitssystems getan. Rund 225.000 Ärzte, Zahnärzte, Krankenhäuser, Psychotherapeuten und andere Akteure des Gesundheitswesens werden zukünftig sicher vernetzt sein.

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