Deutschlands Ärzte sind skeptisch Ungewisse Zukunft für die Elektronische Gesundheitskarte?

Redakteur: Jürgen Sprenzinger

Steht die Elektronische Gesundheitskarte mit dem Rücken an der Wand? Der Deutsche Ärztetag hat sich klar gegen eine Speicherung von medizinischen Daten über das Internet ausgesprochen, denn die Ärzte gehen keinesfalls konform mit der Politik, den Krankenkassen oder der IT-Industrie, sondern sind eher der Meinung, dass Schönreden nichts nützt.

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The never ending story: die Einführung der Gesundheitskarte
The never ending story: die Einführung der Gesundheitskarte
(Bild: AOK)

Deutschlands Ärzte machen nicht mit, was die Pläne der Politik, Krankenkassen und IT-Industrie betrifft. „Der Deutsche Ärztetag hat sich klar gegen eine zentrale Speicherung von Medizindaten übers Internet ausgesprochen", sagte Dr. Silke Lüder, Vizevorsitzende der Freien Ärzteschaft (FÄ), anlässlich der eHealth Conference in Hamburg. „Ärzte werden und dürfen auch nicht die Ausweise der Patienten kontrollieren, um ihre Identität zu prüfen.“

Ein klares „Ja“ zur modernen Kommuikation in der Medizin

Dagegen bejahen die Ärzte die moderne Kommunikation in der Medizin. „Wir möchten datensparsame dezentrale Punkt-zu-Punkt-Kommunikations- und Speicherlösungen für die Medizin und Tests dezentraler Speichermedien in der Hand des Patienten“, erläuterte Lüder.

Doch in dem Punkt sind sich die Ärzte einig: Diagnosen, Medikamentenverordnungen und Krankheitsverläufe sind sensible Patientensdaten und stehen unter dem besonderen Schutz der ärztlichen Schweigepflicht – eine zentrale Speicherung ist deshalb grundsätzlich nicht möglich, da große, über das Internet gespeicherte Datenmengen auf Dauer nicht sicher zu schützen sind. Lüder betonte: „Wir lesen und hören jeden Tag Nachrichten über Sicherheitspannen und Datenmissbrauch.“

Keine Online-Anbindung an die Server der Krankenkassen

Genau aus diesem Grund wird es zukünftig auch keine Online-Anbindung der Arztpraxen an die Server der Krankenkassen geben. „Wir lehnen das sogenannte Versichertenstammdatenmanagement in den Arztpraxen ab und fordern von der Politik eine entsprechende Gesetzesänderung“, begründete Lüder den entsprechenden Beschluss des Ärztetages.

Das ginge schon allein deshalb nicht, weil die Identität des Patienten aufgrund des ungeprüften Fotos auf der Karte nicht gesichert ist. Zudem sei die Verwaltung von Daten wie Wohnort und Versicherungsstatus der Patienten schon immer Aufgabe der Kassen gewesen. „Wie man es auch dreht und wendet, das Projekt ist gescheitert – und das schon lange – da hilft auch Schönreden nicht“, sagte die FÄ-Vizevorsitzende.

Die Freie Ärzteschaft e. V.

Die Freie Ärzteschaft e. V. (FÄ) ist ein Verband, der den Arztberuf als freien Beruf vertritt. Er wurde 2004 gegründet und zählt heute mehr als 2.000 Mitglieder. Dabei handelt es sich überwiegend um niedergelassene Haus- und Fachärzte sowie verschiedene Ärztenetze. Vorsitzender des Bundesverbandes ist Wieland Dietrich, Dermatologe in Essen. Ziel der FÄ ist eine unabhängige Medizin, bei der Patient und Arzt im Mittelpunkt stehen und die ärztliche Schweigepflicht gewahrt bleibt.

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