Verbesserung der Lebensqualität Telemedizin für chronisch Leberkranke
Menschen mit chronisch kranker Leber könnten durch Telemedizin ihre Lebensqualität verbessern. Doch bislang fehlen noch die geeigneten Systeme für die Betreuung zuhause. Im EU-Projekt „d-Liver“ arbeiten Wissenschaftler daran, dies zu ändern. Jetzt liegen erstmals konkrete Ergebnisse vor.
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Bei der Telemedizin kommunizieren Arzt und Patient über eine IT-Plattform miteinander. Forscher arbeiten daran, dass von den Vorteilen bald auch Leberkranke profitieren können.
Die Leber – eines der wichtigsten Organe
Die Leber ist eines unserer wichtigsten Organe. Sie ist dafür zuständig, dass wir unsere Nahrung richtig verwerten (Synthesefunktion) und dass giftige Stoffe aus unserem Organismus gelangen (Entgiftungsfunktion). Alkohol, Stress, Bewegungsmangel und falsche Ernährung schädigen die Leber. Die Folgen sind kranke Zellen, die zu Entzündungen, Krebsgeschwüren, Fettablagerungen, Zirrhosen oder gar zum lebensbedrohenden Leberversagen führen können.
Laut der Deutschen Leberstiftung haben über fünf Millionen Menschen in Deutschland eine kranke Leber. Oft sind die Krankheitsverläufe chronisch. Die Patienten leiden beispielsweise unter Gedächtnis-störungen (Enzephalopathie), Bauchwassersucht (Aszites) oder juckenden Ablagerungen in der Haut.
Medizinische Systeme, die die Leber in ihren Funktionen unterstützen, können Wartezeiten bis zur Lebertransplantation überbrücken, die Regeneration der Leber nach operativen Eingriffen beschleunigen oder Transplantationen überflüssig machen. Sie können neben der Entgiftungs- auch die Synthesefunktion übernehmen. Bislang gibt es jedoch keine zellbasierten Systeme, die medizinisch zugelassen sind.
Gleichzeitig fehlen telemedizinische Plattformen, die es erlauben, Patienten mit chronischen Lebererkrankungen auch außerhalb des Krankenhauses zu beobachten und zu behandeln. „Das würde die Qualität der medizinischen Betreuung und die Lebensqualität der Patienten deutlich verbessern“, sagt Stephan Kiefer, Informatiker am Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT in St. Ingbert bei Saarbrücken.
Behandlungspläne – benutzerfreundlich und automatisiert umgesetzt
Im EU-Projekt „d-Liver“ entwickelt das IBMT zusammen mit europäischen Partnern ein IT- und zellbasiertes System, mit dessen Hilfe Menschen mit chronischem Leberversagen in den eigenen vier Wänden medizinisch unterstützt werden können. Die Technologen sind dabei für die Programmierung der IT-Plattform und die Entwicklung der Sensorik verantwortlich, mit der der Zustand der Leberzellen im zellbasierten System gemessen wird. Am weitesten fortgeschritten sind am IBMT aktuell die Arbeiten am Patientenmanagementsystem.
Die Wissenschaftler vereinen hier zum ersten Mal klassische Komponenten der Telemedizin, wie Vor-Ort-Überwachung und Telemonitoring für Ärzte, mit einem System, das bei Entscheidungen unterstützt, der „Care Flow Engine“. Kiefer erklärt, was sich genau dahinter verbirgt: „Wir haben es geschafft, dass von Ärzten entworfene Behandlungspläne von unserer IT-Technologie so benutzerfreundlich und automatisiert umgesetzt werden, dass chronisch Leberkranke längerfristig adäquat zu Hause behandelt werden können.“
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