Ein russischer Verbrecherring soll mehr als eine Milliarde digitale Identitäten gestohlen haben, behauptet die US-Sicherheitsfirma Hold Security. Allerdings gibt es Zweifel an den Motiven des Sicherheitsspezialisten.
Das klassische System aus Nutzername und Passwort wird in jüngster Zeit immer öfter kompromittiert.
(Bild: Pixabay)
Laut einem Bericht der New York Times haben russischer Hacker mit Hilfe eines Botnetzes und der Technik SQL-Injection etwa 1,2 Milliarden digitale Identitäten gestohlen, bestehende aus Benutzername und Passwort. Hinter der Enthüllung steht die Security-Firma Hold Security aus Milwaukee. Das Unternehmen ist in der Öffentlichkeit eher unbekannt, soll laut New York Times in der Vergangenheit aber mehrfach an der Aufdeckung großer Datendiebstähle, etwa bei Adobe, beteiligt gewesen sein.
Ein unabhängiger Experte hat der NYT den Datendiebstahl bestätigt. Allerdings will Hold Security unter Berufung auf Vertraulichkeitsvereinbarungen nicht bekanntgeben, von welchen Unternehmen und Websites die Daten gestohlen wurden. Offen ist auch, ob die Daten in Klartext oder in verschlüsselter Form entwendet wurden.
Nach einem Bericht von „Forbes“ bietet Hold Security aber Website-Betreibern für eine Gebühr ab 120 US-$ pro Jahr eine Überprüfung an, ob deren Nutzerdaten von dem Hack betroffen sind...
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) prüft derzeit mit Hochdruck zusammen mit den zuständigen deutschen und amerikanischen Behörden, ob deutsche Internetnutzer und Online-Anbieter von dem Vorfall betroffen sind. Sollte die Zahl von 1,2 Milliarden gestohlener digitaler Identitäten zutreffen, so ist mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass sich auch deutsche Internetnutzer darunter befinden. Derzeit gibt es für Privatanwender keine Möglichkeit festzustellen, ob sie von dem Vorfall betroffen sind.
Das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut und auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hatten nach früheren Datendiebstählen Web-Dienste entwickelt, bei dem Nutzer überprüfen können, ob ihre digitale Identität gestohlen wurde und im Internet kursiert.
Der Hightech-Verband Bitkom forderte angesichts der Berichte über den Diebstahl von 1,2 Milliarden Kennwörtern und Nutzerdaten durch russische Hacker sofortige Aufklärung. „Jeder Internetnutzer muss umgehend erfahren können, ob seine Daten von dem Diebstahl betroffen sind“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. Hier seien sowohl das US-Sicherheitsunternehmen, das den Datendiebstahl aufgedeckt hat, als auch die US-Behörden in der Pflicht. „Dieser Fall zeigt: Die Politik muss den Kampf gegen die Organisierte Kriminalität im Internet deutlich verstärken“, so Rohleder.