Medizinische Bildgebung Philips will in 10 Jahren auf die Röntgenstrahlen verzichten
Aktuell können Mediziner auf die Röntgenstrahlung nicht verzichten. Doch Philips will in den nächsten 10 Jahren dank moderner bildgebender Verfahren und IT auf die schädlichen Strahlen verzichten.

Schlüsselloch-Operationen, sogenannte minimal-invasive Eingriffe, verringern Komplikationen und beschleunigen die Genesung des Patienten. Bei Routineeingriffen an der Prostata oder am Blinddarm kommt der Arzt trotz dieser Sichtfeld-Einschränkung ohne gleichzeitiges Röntgen aus. Wenn es jedoch um Eingriffe am Herzen oder Gehirn geht, steht bisher noch keine Alternative ohne Röntgenstrahlung zur Verfügung. Bei diesen anspruchsvollen OPs kommt es auf Bruchteile von Millimetern an, hier gibt es keinen Puffer. Daher liefern Röntgengeräte die Positionsbilder, die es dem Chirurgen ermöglichen, das Richtige an der richtigen Stelle zu tun.
Philips will auf die nicht unschädliche Röntgenstrahlung komplett verzichten. Obwohl die Strahlendosis in den letzten 10 Jahren deutlich reduziert wurde, gibt es heute noch keine Möglichkeit, auf sie zu verzichten. Das Unternehmen ist Vorreiter in der Reduktion der Strahlendosis. Mit Philips „AlluraClarity-Anlagen“ werden dem Arzt beispielsweise während einer neurochirurgischen Operation Bilder in gleicher Qualität angezeigt und dabei die Strahlendosis um 73 Prozent gegenüber herkömmlichen Methoden reduziert (laut einer Grundsatzstudie in 2011 am Universitätskrankenhaus der Karolinska-Universität in Stockholm, Schweden).
Bessere Bildqualität und aktuelle IT verwenden
Damit die röntgenfreie Zukunft Realität wird, dreht Philips an verschiedenen Stellschrauben: „Die Technik ist in der Medizin unaufhörlich auf dem Vormarsch. Das machen wir uns zunutze. Im Fokus stehen für uns eine weitere Verbesserung der Bildqualität und die Ausschöpfung aktueller IT-Entwicklungen“, erklärt Dr. Timo Paulus, Leiter Innovation und Geschäftsentwicklung, die Vision von Philips. So will das Unternehmen durch Kombination verschiedener bildgebender Verfahren die gleiche Bildqualität ohne Röntgenstrahlung erreichen.
„Man kann sich das so vorstellen: Bei einer Krebserkrankung zum Beispiel erstellen wir mittels Magnetresonanztomografie vor der OP eine hochauflösende Karte vom Patienten. Im zweiten Schritt bestimmen wir die genaue Position des erkrankten Gewebes durch Ultraschall. Mit ausgeklügelter IT legen wir beide Bilder übereinander. Dann kann der Arzt sicher agieren. Das ist vergleichbar mit einem Navigationssystem im Auto – nur wesentlich präziser“, verdeutlicht Paulus.
Große Datenmengen verarbeiten können
Die Herausforderung liegt in der intelligenten Zusammenführung der Daten aus beiden Schritten. Hier kommt die Informationstechnologie zum Zug. IT-Systeme verarbeiten große Datenmengen und erkennen dank verschiedener Algorithmen Abweichungen zwischen der ursprünglich aufgezeichneten Anatomie und dem live Ultraschallbild des Patienten während der Intervention. Die Abweichungen werden dann korrigiert und ein Gesamtbild für den Arzt generiert.
Die Zukunft in einem Krankenhaus wird weiter vom technischen Fortschritt profitieren. Patientendaten werden flächendeckend elektronisch gespeichert und dem Patienten sowie allen am Behandlungsprozess Beteiligten, das Einverständnis des Patienten vorausgesetzt, zur Verfügung stehen. Dadurch lassen sich unnötige und kostspielige Mehrfachuntersuchen vermeiden. Roboter werden mehr und mehr zum Einsatz kommen, aber den Arzt nie verdrängen; das medizinische Fach- und Erfahrungswissen wird eine Maschine in absehbarer Zeit nicht haben. Bild- und IT-gestützte Systeme werden therapeutische Entscheidungen unterstützen und beschleunigen.
Dieser Beitrag erschien zuerst in unserem Partnerportal Elektronikpraxis. Verantwortlicher Redakteur: Hendrik Härter
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