Online-Wahlkampf 2009

Parteitage im Web?

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Erfolgsentscheidend: passgenaue Angebote

Die Frage des Moderators Dr. Wenzel von politik digital, was die Parteien über ihre Nutzer wüssten, führte die Diskutanten zunächst in den Datenschutz. Das Podium bestätigte einhellig, dass die strenge Beachtung der Datenschutzrichtlinien unabdingbar für die Akzeptanz der Web-Angebote ist. Laut Heinrich, Bündnis 90/Die Grünen, gibt es aber Spielraum vor allem bei den Unterstützern: „Wir wissen zwar wenig über die Besucherinnen und Besucher unserer Webseiten, dafür aber viel über die Unterstützer.“ Letztere geben in präzisen Fragebogen ihre Interessen an und erhalten aufgrund dieser Angaben maßgeschneiderte Mitmach-Angebote. „Wer sich nur für Tierschutz interessiert, der bekommt auch nur die Infos zum Tierschutz.“ Für Heinrich müssen exakt auf die jeweilige Person zugeschnittene Angebote das Ziel jeder Online-Kampagne sein.

Die Abschlussfrage von Dr. Wenzel an die vier Online-Wahlkämpfer bezog sich darauf, wie die Parteien nach dem Bundestagswahlkampf mit den aufgebauten Online-Maßnahmen umgehen würden. Heinrich, Bündnis 90/Die Grünen sieht die Web-Aktivitäten von Parteien als langfristiges und dauerhaftes Engagement: „Glaubwürdigkeit vermittelt nur, wer einen langen Atem hat. Die mobilisierten Leute sollen weitermachen – nicht mit 150 Prozent, aber mindestens mit 80 Prozent.“ Auch für Scheffler, FDP, steht fest, dass „man nach der Wahl nicht einfach aufhören kann. Wir setzen unsere Aktivitäten auf jeden Fall fort.“

Bei der CDU müssen die Aktivitäten zurückgefahren werden, denn, so Dr. Hennewig, „im Moment haben wir 20 Redakteure, Freiwillige mitgerechnet. Nach dem 27. September werden es wieder 3,5 Redakteure sein. Da lässt sich das Wahlkampf-Stakkato natürlich nicht aufrechterhalten.“ Während für Reichel, SPD, entscheidend ist, welche Angebote dauerhaft nachgefragt werden, betont sein CDU-Kollege die Notwendigkeit, den Kontakt mit der Öffentlichkeit und vor allem mit den Unterstützern nicht abbrechen zu lassen: „Obama hätte heute nicht diese immensen Probleme mit der Gesundheitsreform, wenn er den intensiven Web-2.0-basierenden Dialog mit seinen Unterstützern nicht nach dem Wahlsieg abgebrochen hätte.“

Aus dem Publikum kam die Frage nach der Eignung von Location Based Services im Wahlkampf. Reichel, SPD, bedauerte, dass aufgrund von Ressourcenengpässen keine standortbezogenen Dienste in iSPD, die erste iPhone-Applikation der SPD, integriert werden konnten. Scheffler kündigte an, dass mit iFDP in Kürze ein ähnliches Angebot auch von den Liberalen zur Verfügung stehen wird. Bei gruene.de gibt es zwar keine LBS, der Besucher kann aber laut Heinrich mitteilen, wo es beispielsweise in seiner Straße Probleme gäbe.

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