Online-Wahlkampf 2009 Parteitage im Web?
Sind die Deutschen reif für den Online-Wahlzirkus im Obama-Stil? Was bringt den Parteien das Bloggen, Twittern, Podcasten, Youtuben und Facebooken? Welche Strategien stecken hinter den Web-2.0-Aktivitäten der Bundestagsparteien? Antworten auf diese und andere Fragen versuchte eine Podiumsdiskussion von CONVERTUM – Gesellschaft für politische Kommunikation – in Berlin zu geben.
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Zur Eröffnung der Diskussion bat Moderator Dr. Steffen Wenzel, Vorstandsvorsitzender von politik-digital.de, sein Podium um kurze Darstellungen der Eckpunkte ihrer Online-Strategie für den diesjährigen Bundestagswahlkampf.
Internet und Web 2.0 werden zur Unterstützung der Prozesse eingesetzt, erklärte Sebastian Reichel, Projektbereichsleiter Online-Wahlkampf der SPD. „Die verschiedenen Online- und Offline-Aktivitäten ergänzen einander und die Politiker tragen die Maßnahmen mit.“ So schreibe Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier die Texte für seinen Blog selbst oder diktiere sie am Telefon. ie Online-Strategie der CDU setzt laut Dr. Stefan Hennewig, Leiter Internes Management der CDU-Bundesgeschäftsstelle, auf die Internet-Seite der Partei als Startrampe: „Die Leute gehen zuerst auf cdu.de. Etwa vier Wochen vor der Wahl verdreifachen sich hier die Klickraten. Die Seite ist der Ausgangspunkt, von hier aus finden Besucher alle Inhalte. Eine separate besondere Domain zur Bundestagswahl gibt es nicht.“
Die FDP setzt laut Thomas Scheffler, Referent des Bundesgeschäftsführers der FDP, auf „permanent campaigning mit dialogorientierten Schwerpunkten.“ 45.000 Menschen sind im FDP-Netzwerk registriert, davon ist jedoch nur knapp jeder vierte User Parteimitglied. In der „mit mach arena“ sind 30.000 Teilnehmer eingetragen. „Wir wollen die Leute dazu motivieren, selbst aktiv zu werden. Im Web ist die Schwelle niedriger als vor dem Parteibüro, spontanes Engagement fällt hier leichter. Die Leute wollen sich direkt einbringen. Deshalb testen wir unsere Claims in der Community.“
Moderator Wenzel vermutete angesichts der zunehmenden Verlagerung der Wahlkampforganisation in soziale Netzwerke, es gehe nicht so sehr um die Inhalte als um das Verteilen von Aufgaben.
Robert Heinrich, Leiter Öffentlichkeitsarbeit in der Bundesgeschäftsstelle von Bündnis 90/Die Grünen, widersprach: „Content is king“. Die deutsche Beteiligungsstruktur sei bei Weitem noch nicht so ausgeprägt wie in den USA und auch dort hat sich nur ein Prozent von Obamas Wählern für das Mitmachen entschieden. „Grüne Wähler sind überdurchschnittlich anspruchsvoll und kritisch. Wir setzen daher auf eine journalistische Aufbereitung der grünen Inhalte statt platter Propaganda, auf authentischen Dialog und natürlich auch auf vielfältige Mitmach-Angebote.“ Diese zielten jedoch stets auf konkrete, genau benannte Projekte, etwa die Finanzierung von Großflächenplakaten oder Verbesserungen im Wohnviertel.
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