Einfluss des Nokia-Netbooks auf den PC-Markt Nokia öffnet mit Booklet 3G ein neues Kapitel im Mininotebook-Markt
Nokia veröffentlichte am 24. August erste Informationen zu seinem geplanten Netbook, dem Booklet 3G. Den Einfluss des Booklets auf den PC-Markt einzuschätzen, ist nicht ganz einfach. Einige Dinge liegen jedoch auf der Hand.
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Lange Zeit wurde gemunkelt, dass Nokia sein erstes Mininotebook mit Linux ausliefern würde. Jetzt teilte das Unternehmen mit, dass das Netbook unter Windows laufen soll. Das Booklet kommt mit einem 10-Zoll-Bildschirm, einem Intel Atom-Prozessor Z, Wi-Fi, GPS und 3G/HSPA, Bluetooth, einer integrierten Webcam, einem SD-Kartenleser und einem HDMI-Anschluss. Das Gerät wird eine Akkulaufzeit von bis zu 12 Stunden haben und 1,25 kg wiegen. Das Gehäuse aus Aluminium ist mit weniger als einem Zentimeter sehr flach, so die Angaben des Unternehmens (IT-BUSINESS berichtete).
Nokia plant, das Gerät mit seinen Ovi-Diensten auszuliefern. Im Mittelpunkt steht dabei die Synchronisation von persönlichen Informationen und digitalen Inhalten auf Ovi mit den jeweiligen stationären und mobilen Endgeräten und umgekehrt. Weitere Einzelheiten über das Booklet sowie über die Preisgestaltung und Verfügbarkeit werden die Finnen auf der „Nokia World“ am 2. September bekannt geben.
Indiz für abflauende Linux-Euphorie
Anhand der etwas dünnen Informationen rund um Kosten, Vertriebskanäle, Verfügbarkeit, Mobilfunk-Partner, Strategie und Ziele, ist es nicht ganz einfach, den Einfluss des Booklets auf den PC-Markt einzuschätzen. Einige Dinge liegen jedoch auf der Hand. Dass Nokia sein neues Mininotebook mit Windows ausliefert, kann als Indiz dafür gewertet werden, dass die Linux-Euphorie in Bezug auf die kleinen Rechner etwas abgeflaut ist.
Netbooks galten als die Gelegenheit, Linux endlich den Weg in die Notebook-Welt zu ebnen. Doch die eingeschränkt verfügbare Software – Stichwort Inkompatibilität –, oftmals unbefriedigende Hardware-Konfigurationen und die zahlreichen Rückläufer linuxbasierter Netbooks von unzufriedenen Kunden,waren nicht eben hilfreich, dem Open-Source-Betriebssystem auf der Notebook-Plattform zum Durchbruch zu verhelfen.
Cloud-Computing-Zugang ist Herausforderung
Die Integration der Ovi-Dienste ist ein Indiz dafür, dass Nokia das 3G-Booklet als Zugangsgerät für Cloud-Computing betrachtet. Die Herausforderung ist in diesem Fall jedoch nicht das Cloud-Computing-Gerät an sich – sprich die Hardware – sondern der Zugang. 3G-Netze bieten zwar die breiteste Abdeckung der Wireless-Connectivity-Technologien und sind eigentlich die bequemste Zugangsart. Die hohen monatlichen Gebühren, ein Mangel an flexiblen Tarifen sowie das Festlegen auf ein spezielles Zugangsgerät machen 3G-Verträge für den Verbraucher allerdings wenig attraktiv.
Ein realistischeres Szenario würde sich für 4G-Netze ergeben, diese sind allerdings noch Zukunftsmusik. Im Hinblick auf Wi-Fi-Netzwerke müssen sich Mobilfunkanbieter (zumindest in den USA) um ein besseres Bundling und attraktivere Abrechnungsmodelle bemühen, um die Nutzung für die Anwender erschwinglicher und bequemer zu gestalten.
Eine der wichtigsten offenen Fragen in Bezug auf die 3G-Booklet ist, mit welchen Netzbetreibern Nokia Partnerschaften eingehen will. Durch seine jahrelangen Partnerschaften mit Mobilfunkanbietern auf der ganzen Welt hat Nokia eine enge Beziehung zu diesem Channel und weiß zudem sehr genau, was Mobilfunkanbieter von einem Hardware-Partner erwarten. Dies kann nun zur Trumpfkarte für Nokia werden und dem Unternehmen vor allem dabei helfen, sich gegen die großen PC-OEMs zu positionieren, die ihrerseits erst jetzt anfangen, Partnerschaften zu den Mobilfunkanbietern aufzubauen. Die Kehrseite der Medaille ist, dass Nokia wenig Erfahrung im Support und in der Entwicklung von PCs hat, was sich früher oder später als Problem erweisen könnte.
Ernstzunehmende Netbook-Konkurrenz
Ebenfalls unklar ist, wie Nokia das 3G-Booklet gegenüber Smartphones und andere PCs positionieren wird – ist das Booklet eher Ersatz oder ständiger Begleiter? Nokia bleibt uns also noch viele Informationen schuldig. Und obwohl für den Handy-Hersteller viele Stolpersteine auf dem Weg in die PC-Welt liegen, sollten die etablierten Anbieter Nokias Eintritt in das Netbook-Segment ernst nehmen.
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