Breitbandausbau in Deutschland – Wege aus dem Mittelmaß Mit Vielfalt und Wettbewerb zum schnellen Netz für alle
Video on Demand, hochauflösendes Fernsehen oder Cloud-Dienste für Unternehmen – der Bedarf an Bandbreite wächst. Netzbetreiber müssen auf diese Nachfrage reagieren und für schnelle Breitbandverbindungen sorgen. Doch der Ausbau unseres High-Speed-Netzes geht nur langsam voran, obwohl die benötigten Technologien zur Verfügung stehen!
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Als Breitbandanschluss gelten der Bundesnetzagentur zufolge bereits Datenübertragungsraten von zwei Mbit pro Sekunde. Den heutigen Ansprüchen von Privathaushalten und Unternehmen genügt das aber bei Weitem nicht.
Um den heutigen Stand zu verdeutlichen, reicht ein Blick auf die Verteilung der Breitbandanschlüsse. Im Jahr 2012 verfügten laut Bundesnetzagentur immerhin noch 16,2 Prozent der Anschlüsse über eine Datenrate von maximal 2 Mbit/s und 44,4 Prozent über eine Datenrate von 2 bis 10 Mbit/s. Da bleibt noch viel zu tun, um die ambitionierten Ziele der Bunderegierung für 2014 und 2018 erreichen zu können.
In vielen Regionen lässt die Breitbandversorgung demnach noch zu wünschen übrig. Wünschenswert für den Bedarf der Privatkunden wäre bis Ende 2014 eine nahezu flächendeckende Breitbandversorgung von 20 bis 30 Mbit/s. In der darauf folgenden Ausbaustufe ist heute schon eine Steigerung des Bedarfs auf 50 Mbit/s absehbar. Den aktuell verfügbaren Zahlen der Bundesnetzagentur zufolge entfielen aber lediglich 27,3 Prozent der Breitbandanschlüsse in die Kategorie 30 Mbit/s bis unter 100 Mbit/s.
Leichte Verbesserung im Jahr 2013
Auch wenn regional und lokal im Jahr 2013 bezüglich der Breitbandversorgung vieles unternommen und erfolgreich umgesetzt wurde, ist unter dem Strich bezogen auf das gesamte Bundesgebiet eher eine Stagnation festzustellen. Ein wichtiger Grund dafür waren die intensiven Debatten um die geplante Einführung der Vectoring-Technologie durch die Deutsche Telekom. Den Antrag dazu stellte das Unternehmen Ende 2012.
Die Unsicherheit und die langandauernde Diskussion um die Rahmenbedingungen bei der Einführung von Vectoring waren in der Folgezeit eine starke Investitionsbremse der Wettbewerber in den FTTC-Ausbau. Erst mit der Klärung und Beschreibung der Regulierungsbedingungen durch die Bundesnetzagentur Ende August 2013 löste sich diese Investitionsbremse. Viele alternative Netzbetreiber sehen jetzt deutlich bessere Chancen, als First Mover den Investitionswettbewerb mit der Deutschen Telekom aufzunehmen.
VDSL und Vectoring als Brückentechnologie
VDSL und Vectoring sind in Kombination eine Brückentechnologie, die aktuell eine zentrale Rolle für eine bessere Breitbandversorgung spielt. Dabei bleiben die Investitionen in eine VDSL-/Vectoring-Infrastruktur bei einer künftigen Migration von FTTC zu einem reinen FTTB/FTTH-Glasfasernetz geschützt.
Die Zukunft gehört auf jeden Fall den Glasfasernetzen. Bislang haben knapp eine Million oder 2,6 Prozent aller Haushalte Zugang zu einem Glasfaseranschluss, von denen aber nur ca. 300.000 den Zugang auch nutzen. Gerade hier haben sich die regionalen und alternativen Netzbetreiber in den letzten Jahren stark engagiert.
So hat etwa der Breitbandnetzbetreiber Antennenbau Muth in Halle (Saale) mit der Multi-Service-Zugangsplattform MileGate von Keymile ein Citynetz errichtet. Der Anschluss der Gebäude erfolgt mit Glasfaser (FTTB). In den Häusern wird die vorhandene Kupferinfrastruktur verwendet. Auch in Barmstedt, einer Kleinstadt im Süden von Schleswig-Holstein, haben die dortigen Stadtwerke seit 2012 in den Aufbau eines schnellen Glasfasernetzes bis zu den einzelnen Häusern investiert. Bis zum Ende des vergangenen Jahres waren alle 3.500 Häuser auf dem Stadtgebiet an das neu errichtete Glasfasernetz angeschlossen.
Ebenfalls mit MileGate haben die Stadtwerke Emsdetten im Münsterland Privathaushalte sowie eine Wohnungsgenossenschaft per Glasfaser angeschlossen. Auch in anderen Städten gibt es Pläne, die in den nächsten Monaten umgesetzt werden sollen.
Ein dynamischer Wettbewerb zwischen der Deutschen Telekom sowie den regionalen Wettbewerbern und Rahmenbedingungen, bei denen niemand bevorzugt wird, befördern die Entwicklung in Richtung einer besseren Breitbandversorgung. Im Jahr 2013 haben die alternativen Marktteilnehmer viele ihrer Investitionsentscheidungen in FTTC/Vectoring aufgeschoben. Das hat sich in der Zwischenzeit geändert. Gerade in ländlichen und unterversorgten Regionen sorgen die regionalen und lokalen Netzbetreiber für den Breitbandausbau. Hier kommt es nicht auf die Größe an, sondern auf individuelle Lösungen.
Sollte sich jedoch die EU-Kommission mit ihren Plänen für einen einheitlichen TK-Binnenmarkt (EU Single Market Package) durchsetzen, würde dies die großen international tätigen Netzbetreiber bevorzugen und die alternativen Betreiber würden ihre Investitionen zurückfahren (siehe Tabelle). Es gibt also genug Gründe, um sich für Vielfalt und Wettbewerb einzusetzen, damit der Breitbandausbau in Deutschland weiter vorankommt.
Über den Autor
Klaus Pollak ist Head of Consulting & Projects bei Keymile in Hannover.
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