Next Generation Network Niedersachsen Millionen Euro und drei Jahre später: Projekt Landesnetz ist gescheitert
Am Jahresende sollte eigentlich die Einführung des Landesnetzes Niedersachsen abgeschlossen sein. Jetzt ist das „NI-NGN“ (Niedersachsen – Next Generation Network) aber komplett am Ende: Am Freitag einigten sich – so der SPIEGEL in seiner morgen erscheinenden Ausgabe – Land und EWE Tel, den Vertrag in großen Teilen aufzulösen.
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„Die Niedersächsische Landesregierung hat in den Jahren 2005 und 2006 die strategische Neuausrichtung des IT-Betriebes der Landesverwaltung beschlossen. Eine der Kernkomponenten ist die Zusammenführung der Informationstechnologie mit der Sprachkommunikation“, sagte Innenminister Uwe Schünemann Mitte 2009 in Hannover. Die neue Telekommunikationsinfrastruktur vereinige dann den Datenverkehr, zum Beispiel eMail oder Internet, und die Sprachkommunikation, das Telefon. Kosten: 164 Millionen Euro.
Innenminister Uwe Schünemann zeigte sich damals erfreut darüber, dass sich EWE TEL aus Oldenburg mit einem überzeugenden Angebot durchgesetzt hat. „Dadurch wird der Wirtschaftszweig Telekommunikation in Niedersachsen gestärkt, und es werden Arbeitsplätze in dieser Branche gesichert. Ein Produkt aus Niedersachsen für Niedersachsen.“
Heute ist die Freude darüber wohl nicht mehr so groß. Das Nachrichtenmagazin in einer Vorabmeldung: „Die Arbeiten kamen nicht voran, wiederholt gab es technische Probleme. Nach Einschätzung von Insidern war das Unternehmen, das eine Tochter des Oldenburgischen Energieversorgers EWE ist, mit der Aufgabe überfordert. Schwierigkeiten gab es zuletzt, als ausgerechnet der Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie per Fax nicht mehr zu erreichen war.“
Das „NI-NGN“ (Niedersachsen – Next Generation Network) sollte das Fundament für die Kommunikation und damit für eGovernment sein. „Jeder elektronische Kontakt mit dem Bürger, der Wirtschaft und innerhalb der Verwaltung – egal ob per Telefon, per eMail oder über das Internet – alles wird zukünftig durch eine einheitliche Basis-Technologie unterstützt. Dies birgt nicht nur erhebliche Vorteile für die Wirtschaftlichkeit und den Betrieb, sondern auch für die Datensicherheit und Integrität“, sagte Schünemann vor drei Jahren.
So sollte zum Beispiel künftig die Technologie Voice over IP, also das Telefonieren über die Datenleitung, eine zentrale Rolle spielen. Im Endausbau war geplant, dass 75.000 Anschlüsse in etwa 2.500 Liegenschaften einen Zugang zur neuen Netzinfrastruktur haben, inklusive Polizei, Justiz und Steuerverwaltung.
Entsprechend aufwendig war das Ausschreibungsverfahren: Basierend auf einem Anforderungskatalog, der in einem über 600 Seiten starken Leistungsverzeichnis dargestellt wurde, hat die Auswahl über mehrere Verhandlungsrunden einen Zeitraum von mehr als eineinhalb Jahren in Anspruch genommen. Die Vorbereitungszeit betrug insgesamt drei Jahre.
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