eMail-Sicherheit bei der Hamburger Finanzbehörde „Keine wesentlich beschleunigte Erledigung“ durch eGovernment

Autor Susanne Ehneß

„eMails ähneln den Postkarten der Briefpost. Auch Unbefugte können Sie ggf. lesen. Ob Sie dem Finanzamt per eMail schreiben, liegt allein bei Ihnen“, heißt es auf der Website der Hamburger Finanzbehörde.

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Eine Reaktion auf Fragen und Anträge von Bürgern erfolgt im Hamburger Finanzamt via Telefonanruf oder Briefpost
Eine Reaktion auf Fragen und Anträge von Bürgern erfolgt im Hamburger Finanzamt via Telefonanruf oder Briefpost
(Bild: © Zerophoto/ Fotolia.com)

Wir sprachen mit Dirk Arendt vom IT-Sicherheitsanbieter Check Point Software Technologies, ob eGovernment für Bürger und Behörden tatsächlich so unsicher ist.

Arbeitet der deutsche Behördenapparat etwa mit unverschlüsselten eMails?

Arendt: Nein, natürlich nicht. Deutsche Behörden arbeiten schon seit Langem untereinander mit dem „OSCI“-Standard zur verschlüsselten Kommunikation. In der Kommunikation zum Kunden verwenden aber in der Tat die wenigsten Behörden verschlüsselte eMails.

Wie sieht die Lage bei Attachments aus?

Arendt: Attachments sind leider grundsätzlich durch sogenannte Ransomware gefährdet. Wir sehen allerdings am Beispiel der Hamburger Finanzbehörde, dass es dann auch nicht sein kann, dass Attachments überhaupt nicht mehr von Behörden bearbeitet werden. Attachments einfach kategorisch zu sperren oder nicht weiterzuleiten, ist durchaus auch ein rechtliches Problem.

Die meisten Behörden und öffentlichen Verwaltungen sind durch die gesetzlich geregelte elektronische Zugangseröffnung dazu gezwungen, Anhänge zu öffnen. Eine interessante Frage in diesem Zusammenhang ist, was passieren würde, wenn ein Widerspruch erfolgt und die Dokumente nicht geöffnet wurden?

Wir leben im 21. Jahrhundert, und im Zeitalter der Digitalisierung ist eine Kommunikation ohne eMail-Anhänge ein Relikt aus dem letzten Jahrhundert – da müssen wir schnellstens dran arbeiten.

Und wenn Sie jetzt dagegen halten, ich nutze gar kein eMail mehr, ich bin schon weiter, alles nur noch im Instant Messenger – auch da muss ich Sie leider enttäuschen. Wir haben in den letzten Wochen Ransomware im Facebook Messenger gefunden.

Das Hamburger Finanzamt weist darauf hin, eMails wie normale Briefpost zu behandeln, es dürfe „keine wesentlich beschleunigte Erledigung“ erwartet werden. eGovernment klingt anders, oder?

Arendt: Allerdings, vor allem weil es beim eGovernment ja gerade darum geht, neue Prozesse und neue Abläufe einzuführen, es geht um etwas grundsätzlich Neues – und nicht einfach nur um die Umwandlung eines Briefs in eine eMail.

Es geht um die Digitalisierung der Verwaltung. Und diese Digitalisierung sollte von Behörden auch als Chance gesehen werden. Als Chance, ihren Ruf zu verbessern und moderner sowie bürgernaher zu werden.

Wenn wir Behörden als Dienstleister definieren, dann sollten Wirtschaft und Bürger auch entsprechende Möglichkeiten zur sicheren Interaktion haben – und eben nicht mehr den Behördengang als solchen absolvieren müssen. Aber das diskutieren wir nun auch schon seit Jahren.

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