Marktanalyse zum Übernahmepoker im Storage-Segment IDC-Kommentar: HP schnappt Dell 3Par weg
Am 2. September wurde offiziell die Übernahme von 3Par entschieden: HP bietet 33 US-Dollar pro Aktie in bar, womit für 3Par ein Wert von 2,4 Milliarden US-Dollar angesetzt wird. IDC-Analystin Lynn-Kristin Thorenz legt dar, ob die zu erwartende Marktentwicklung diese Bewertung rechtfertigt.
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Der heiße Kampf um 3Par, deren Umsätze ab Werk (Ex-Factory) mit Storage-Systemen sich im Jahr 2009 laut IDC auf knapp 134 Millionen US-Dollar beliefen, zeigt, wie lukrativ der Storage-Markt tatsächlich ist. Bezogen auf das Wachstum der Shipments für Datenspeicher erwartet IDC für die nächsten fünf Jahre eine Wachstumsrate von etwa 50 Prozent per anno, und das obwohl neue Technologien auf dem Markt sind, die durch effiziente Auslastung des vorhandenen Speicherplatzes die benötigte Kapazität reduzieren. Die Bruttogewinnspanne bei Storage-Systemen beträgt teilweise zudem über 50 Prozent; dieses Geschäft ist also meist rentabler als das Server-Business.
Diese Akquisition ist für HP von großer Bedeutung. Von 2008 auf 2009 hatte HP bei seinem Marktanteil im Gesamtmarkt für Storage-Lösungen fast einen ganzen Prozentpunkt verloren. Im ersten Quartal 2010 musste sich HP hinter EMC mit dem zweiten Platz zufrieden geben – obwohl EMC keinen Anteil am Markt für interne Speicher hat, der sich auf 1,75 Milliarden US-Dollar beläuft.
EVA und 3Par im Vergleich
Nehmen wir einmal an (wohl gemerkt, hier geht es um eine Annahme!), dass HP für 3Par mit denselben Wachstumsraten aufwarten kann wie für Lefthand, könnte es unter Umständen dazu kommen, dass die Umsätze aus der 3Par-Akquisition die Umsätze mit den HP-eigenen EVA-Storage-Lösungen für das Midrange- beziehungsweise mittlere Preis- und Leistungssegment innerhalb von sieben Quartalen übertreffen. Die EVA-Produktreihe verzeichnet seit sechs Quartalen Umsatzzuwächse von nicht einmal einem Prozent pro Quartal (diese Zahlen beruhen auf dem IDC Disk Storage Systems Tracker für Umsätze ab Werk).
Trotzdem muss man das als Sieg für Dave Donatelli, HP Executive Vice President und General Manager, Enterprise Servers, Storage and Networking, Enterprise Business, betrachten. Dies ist die erste größere Akquisition, die er getätigt hat, seitdem er nach 22 Jahren bei EMC in diese Position bei HP gewechselt ist. Für HP-Investoren sollte dieser kostspielige Aufkauf ein Zeichen sein, dass HP das Thema Speicherlösungen nicht vergessen hat und dass das Unternehmen sich darüber im Klaren ist, dass es seine Position im Storage-Segment verbessern und sein Angebot modernisieren muss.
Die Frage ist jetzt: Was macht Dell?
Nach Meinung der IDC-Experten strebt Dell ein komplettes Produkt-Portfolio an Storage-Systemen an. Derzeit verlässt sich der Anbieter noch auf die EMC CLARiiON Midrange-Produktreihe, und in absehbarer Zukunft wird sich daran wohl auch nichts ändern. Doch das aggressive Bietergefecht könnte für die eh schon laue Beziehung zwischen Dell und EMC eine weitere Zerreißprobe bedeuten. Dass Dell das Rennen verloren hat, verschafft EMC bei den Verhandlungen über die zukünftige Zusammenarbeit einen gewissen Vorteil.
Längerfristig steht das Unternehmen auch weiterhin vor der Herausforderung, eine skalierbare Storage-Lösung im oberen Segment dazuzukaufen, mit der es sein Equallogic-Angebot für das mittlere Segment ergänzen kann.
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