Lokales Marketing Freies WLAN für alle Fahrgäste

Autor Susanne Ehneß

Bürger und Besucher der bayerischen Stadt Aschaffenburg profitieren bereits seit 2017 von einem kostenlosen öffentlichen WLAN im Innenstadtgebiet. Seit Anfang 2018 können sie in den 51 Bussen des städtischen ÖPNV nahtlos weitersurfen.

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WLAN und Video im Bus
WLAN und Video im Bus
(© Peter-CS)

Aschaffenburg hat sein WLAN-Netz ausgebaut. Aufgrund der stetig steigenden Nutzerakzeptanz des bestehenden Stadtwerke-WLANs entschieden sich die Stadtwerke für eine Ausrüstung der Stadt­busse, die auf insgesamt 15 Linien unterwegs sind. Der Clou dabei: Die Access Points, die in den Bussen installiert wurden, sind nahtlos in das WLAN im Stadtgebiet integriert.

Nutzer, die sich beispielsweise am Busbahnhof in das städtische WLAN einloggen, müssen sich nach dem Einsteigen in den Bus nicht erneut am dortigen Access Point anmelden, sondern surfen unterbrechungsfrei weiter. „Somit haben wir das städtische WLAN mobil gemacht“, erklärt Matthias Peter, Geschäftsführer von Peter Communication Systems GmbH (Peter-CS). Das Aschaffenburger Unternehmen hat das Netz im Auftrag der Stadt ausgebaut. „Zudem haben wir gleichzeitig eine Reihe von Mehrwerten geschaffen, die den Stadtwerken als Grundlage für verbesserte Kundenservices dienen“, so Peter.

Test-Bus

Nach der Recherche und Konzeption der Gesamtlösung installierte Peter-CS einen Komponentensatz zu Versuchszwecken in einem ersten Test-Bus. Dabei wurde kein standardmäßiger Nachrüst-Bausatz, wie er beispielsweise in Reisebussen genutzt wird, gewählt. Denn auf den vergleichsweise kurzen Strecken, die Fahrgäste in teils vollbesetzten Bussen im städtischen Netz zurücklegen, existieren spezielle Anforderungen an die Leistungsfähigkeit – sowohl bezogen auf das Roaming zwischen den in der Stadt fest installierten Access­ Points und jenen in den Bussen als auch auf die teils hohe Anzahl der Endgeräte, die auf sie zugreifen.

So benötigt jeder Bus einen Mobilfunk-Router und eine Außenantenne, um einen guten Empfang sicherzustellen. Damit profitieren die Fahrgäste von einem besseren Netz und schonen dabei ihr mobiles Datenvolumen, gleichzeitig sinkt die Belastung durch die ­Mobilfunkstrahlung im Bus.

Gesamtlösung mit GPS

„Die Investition der Stadtwerke in die WLAN-Busse sollte nicht nur einen komfortablen Mehrwert für die Fahrgäste bieten, sondern insbesondere auch für den Auftraggeber“, erläutert Peter. „Anstatt ein simples WLAN nachzurüsten, haben wir gleich mit mehreren Komponenten eine umfassende Gesamtlösung geschaffen.“ So wurde auch eine GPS-Lösung integriert: Die Stadtwerke investierten in ein leistungsfähiges System mit einer dezentralen Plattform, das unter anderem über integrierte GPS-Module und Außenantennen verfügt.

„Damit haben die Stadtwerke eine Investition in die Zukunft getätigt“, kommentiert Peter. „In vielen Städten werden Verkehrsmittel bereits videoüberwacht. Zwar werden die Kameras erst aktiviert, sobald alle datenschutzrechtlichen Fragestellungen zweifelsfrei geklärt sind. Aber auf diese Weise müssen die Busse nicht separat damit ausgerüstet werden.“ Die integrierte GPS-Lösung ist auch ohne Aktivierung der Kameras bereits verfügbar und erlaubt die Geo-Lokalisierung der aktuellen Busposition.

Der Installationsvorgang selbst erfolgte im Rahmen der regelmäßigen Wartungen in der Werkstatt der Stadtwerke, sodass keine Stillstandzeiten der Busse verursacht wurden. Dafür hat der Lösungspartner den gesamten Bausatz vorkonfiguriert an die Bustechniker geliefert.

Datennutzung

In naher Zukunft sollen die von den GPS-Modulen gewonnen Daten laut Peter-CS genutzt werden, um Fahrgastinformationen in Echtzeit liefern können. Die GPS-Daten sollen mit dem Fahrplan abgeglichen werden, sodass Fahr­gäste minutengenau über etwaige Verspätungen informiert werden. Über den Umsetzungsweg wurde noch nicht abschließend entschieden, verschiedene Varianten wie eine App oder die Einbindung der Information in elektronische Anzeigetafeln sind im Gespräch.

Bereits heute profitieren die Stadtwerke aber von exakteren Daten zur aktuellen Verkehrslage – zuvor lief die Ortung über die Funksignale der Ampeln, die sich vom Bus aus auf eine grüne Welle schalten lassen konnten. Bei Überlandfahrten war eine Positionsbestimmung so gut wie gar nicht möglich.

„Im Zuge der Digitalisierung betrachten wir das Bus-WLAN als wichtigen Schritt Richtung Ziel ­eines flächendeckenden WLAN in Städten“, zeigt sich Wolfgang Kuhn, Betriebsleiter Verkehrs­betriebe der Stadtwerke Aschaffenburg, überzeugt. „Außerdem können wir anhand der anonymisierten Nutzungsdaten das Kundenverhalten besser nachvollziehen und unsere Services an den tatsächlichen Mobilitätsbedarf ­anpassen – beispielsweise hoch frequentierte Linien verstärken oder auch neue schaffen.“

Marketing

Der Einzelhandel installiert ebenfalls weitere Access Points, woraus sich mittelfristig interessante ­Optionen für das lokale, gezielte Marketing ergeben könnten. „Hier sind wir gerade dabei, mit der loka­len Tageszeitung Main-Echo eine Kooperation zu verwirklichen, die genau wie wir als Stadtwerke ihr analoges in ein digitales Geschäftsmodell überführen wollen. In dieser Partnerschaft liefern wir die technische Infrastruktur, das Main-Echo das Know-how, wie man hier auch ganz neue Werbeleistungen vermarkten kann. Damit können bestehende Werbekunden des Verlags, aber auch die lokalen Einzelhändlern im Bereich der Fahrstrecken auch ganz gezielt die WLAN-Nutzer erreichen“, erläutert Dieter Gerlach, Geschäftsführer des Unternehmensverbundes Stadtwerke Aschaffenburg.

„Insgesamt haben wir das Potenzial des Projekts noch lange nicht ausgeschöpft. Es gibt immer neue Erkenntnisse und einen Strauß an Möglichkeiten. Deshalb gehe ich davon aus, dass wir in den nächsten Jahren noch weitere Funktionen auf Basis der neuen WLAN-Systems realisieren werden“, so Gerlach.

Hotspots

Eine Übersicht der öffentlichen, kostenfreien Access Points in Aschaffenburg gibt es hier: stadtwerke-wlan.de.

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