Die „Schlankheitskur“ kann böse Folgen haben – dann hilft nur Echte Datenrettung im virtuellen Raum

Autor / Redakteur: Peter Böhret / Gerald Viola

Virtualisierung ist in aller Munde. Keiner kann an dem Thema vorbeigehen und die Diskussion beschreibt fröhlich die High-End-Utopie der einfachen, pflegeleichten, sicheren und auch noch umweltverträglichen Speichertechnologie, die auf Knopfdruck bequem Speicherplatz verwaltet. Aus der Sicht des Datenretters ist die Utopie aber nur auf dem ersten Blick sorgenfrei.

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Denn wenn verschiedene Hard- oder Softwareumgebungen emuliert werden, ergeben sich neue, spezifische Risiken. Virtuelle Tape Libraries zum Beispiel lösen zwar die Risiken zerknitterter oder gerissener Bänder ab. An deren Stelle treten aber die Risiken einer Beschädigung der Festplatte, während die Folgen einer fehlerhaften logischen Datenorganisation durch eine falsche oder fehlende Verzeichnisstruktur bleiben. Diese möglichen Ursachen eines Datenverlustes werden durch die physikalischen Ausfallrisiken und die Speicherlogik einer Festplatte um neue Probleme ergänzt.

Auch in der neuen virtuellen Speicherwelt ist Datenverlust nicht ausgeschlossen. Die Risiken bleiben, Rettung ist aber auch möglich. Sie erfordert nur die Kenntnis komplizierter Datenstrukturen und entsprechender Tools zur Minimierung des Aufwands.

Der Schlüssel zum Verständnis der Datenrettung in virtuellen Umgebungen findet sich am besten durch die Betrachtung eines Beispielmodells der Datenorganisation. Eine schematische Darstellung der Organisation von fünf Servereinheiten, die in einem virtuellen RAID6-Verbund organisiert sind, zeigt vier logische Ebenen der Datenverwaltung. Auf jeder Ebene wirken sich spezifische Risikofaktoren aus und können dazu führen, dass auf Daten nicht mehr zugegriffen werden kann.

In einer Beispielorganisation sollen verschiedene Server virtuell eingerichtet (Mailserver, Server für Produktionsdaten, Finanzen, Personal, eCommerce-Anwendung) werden. Wegen erhöhter Datensicherheit entscheidet sie sich, die Daten in einem RAID6-Verbund mit sechs logischen Einheiten zu betreiben. Die sechs logischen Einheiten benötigen eine Kapazität von jeweils 16 TB. Das macht also 96 TB Speicherplatz.

Diese werden dann in unserem Beispiel durch 96 1-TB-Festplatten abgebildet. Das ergibt vier Ebenen, auf denen Informationen verloren gehen können:

  • Die Virtual Machine, die die Gesamtheit des Speicherplatzes verwaltet.
  • Die RAID-Ebene, in der der Controller die Daten über die Bereiche der einzelnen virtuellen Server zuweist und Parity-Daten berechnet.
  • Die Ebene der einzelnen virtuellen Server.
  • Die Datenträger-Ebene der 96 Festplatten oder anderer Medien.

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