Investitionen in Hardware, speziell Server und Drucker, unter Druck Der IT-Markt in Mittel- und Osteuropa leidet schwer unter der Wirtschaftskrise

Autor / Redakteur: Joachim Benner, IDC / Katrin Hofmann

Die Volkswirtschaften Mittel- und Osteuropas waren in den vergangenen Jahren von einem erheblichen Wirtschaftsaufschwung gekennzeichnet. Viele westeuropäische Unternehmen nutzen Länder wie Ungarn oder Tschechien als verlängerte Werkbank. Das bescherte der Region im zurückliegenden Boom der Weltwirtschaft einen spürbaren Aufschwung und einen wachsenden Wohlstand. Insbesondere Russland profitierte von den steigenden Preisen seiner Bodenschätze im Zuge eines immer gröβeren Bedarfs an Rohstoffen. Umso heftiger wurden nun einige dieser Länder von der Finanzmarktkrise und dem weltweiten Abschwung getroffen. Die Ursachen sind vielfältig.

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So benötigen beispielsweise viele Unternehmen aufgrund der rückläufigen, weltweiten Nachfrage ihre Kapazitäten im Osten nicht mehr. Dadurch sind die Exporte deutlich eingebrochen. Dies gilt exemplarisch für Tschechien und der Slowakei. Polen, dessen Wirtschaft weniger stark mit den westeuropäischen Industrien verflochten ist, kam hingegen bisher glimpflicher davon.

Verschärfend kommt hinzu, dass das Vertrauen ausländischer Kapitalgeber gesunken ist. Als Konsequenz wurde aus einigen Ländern massiv Kapital abgezogen was wiederum die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen verschlechterte. Ganz besonders gespürt haben dies die baltischen Staaten deren Wirtschaft in den vergangenen Jahren stark boomte und die in jüngster Zeit massivst in IT investiert hatten. Inzwischen aber ist es schlecht bestellt um diese Region; die Wirtschaftsleistung dürfte hier 2009 im zweistelligen Bereich schrumpfen.

Fallende Rohstoffpreise haben auch Russlands Wirtschaft in die Krise gestürzt; das Wirtschaftswachstum kam hier abrupt zum Erliegen. Die Folge: Immobilienpreise stürzten ab und es erfolgte ein dramatischer Einbruch auf den russischen Aktienmärkten, verbunden mit einem Rückgang der Binnennachfrage.

Auch in den kommenden Monaten ist kein Silberstreifen am Horizont in Sicht. Die Auslandsnachfrage wird weiter schwach bleiben. Des Weiteren wird die Fiskal- und Geldpolitik wohl kaum nennenswerte Impulse setzen können, besteht doch in einigen Ländern ein erheblicher Abwertungsdruck ihrer Währung, und auch die Haushaltskassen sind zum Teil bereits über Gebühr belastet.

So bleibt es nicht aus, dass die schlechte konjunkturelle Lage sich auch auf die IT-Märkte in Mittel- und Osteuropa auswirkt. Der Kostendruck auf die Unternehmen ist spürbar gestiegen und die Investitionsbereitschaft ist entsprechend gesunken. Besonders deutlich macht sich dies im Hardwarebereich bemerkbar, da sich hier kurzfristig Kosten einsparen lassen; etwa durch die Verlängerung der Produktlebenszyklen. Zudem ist der Bedarf an Hardwarekapazitäten merklich geschrumpft. Auch haben die Unternehmen verstärkt Schwierigkeiten, IT-Projekte zu finanzieren, da Investoren Kapital aus der Region abziehen. In diesem Jahr rechnet IDC daher mit einem Rückgang der Hardwareausgaben in Mittel- und Osteuropa um über 10 Prozent. Besonders hart trifft es dabei die Ausgaben für Server und Drucker, die jeweils um gut 20 Prozent einbrechen werden.

Insgesamt betrachtet sind die Aussichten für dieses Jahr alles andere als rosig. Allerdings sieht IDC für die Region, aufgrund der erwarteten Aufhellung der konjunkturellen Lage im kommenden Jahr, wieder eine schnelle Erholung. Nach und nach entwickelt sich dann der Wachstumspfad auf das Niveau der vergangenen Jahre zurück (Abbildung). Im übrigen hat die Region immer noch Nachholbedarf, was die Investitionen in IT anbelangt. So entsprechen die IT-Ausgaben pro Kopf in Mittel- und Osteuropa lediglich rund 15 Prozent der Pro-Kopf-Ausgaben in Westeuropa. Wenn die Krise ausgestanden ist, wird der Aufholprozess wieder an Fahrt gewinnen. Profitieren wird die Region dabei zum Teil von EU-Fördergeldern, die auch in IT-Projekte fließen.

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