Strategischer Rahmen für die Gesundheitsforschung Den Menschen im Blick

Autor Susanne Ehneß

Am 1. Januar 2019 tritt das „Rahmenprogramm Gesundheitsforschung“ der Bundesregierung in Kraft. Das Bundeskabinett hat das von Bundesforschungsministerin Anja Karliczek vorgelegte Papier beschlossen.

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Forschung durch und für den Menschen
Forschung durch und für den Menschen
(© Paulista - stock.adobe.com)

Es ist auf zehn Jahre angelegt und definiert die Strategie der Bundesregierung in der Gesundheitsforschung. Die Ziele des Programms sind ebenso klar wie umfangreich:

  • Krankheiten besser vorbeugen und heilen,
  • den medizinischen Fortschritt vorantreiben und
  • den Forschungsstandort Deutschland weiter stärken.

Die zwei grundlegenden Leitlinien lauten

  • Der Mensch im Mittelpunkt und
  • Personalisierung und Digitalisierung als Schlüssel.

Digitalisierung

Das Rahmenprogramm ist in die Hightech-Strategie 2025 eingebettet und macht damit deutlich, dass die Reise Richtung Digitalisierung geht. Die Bundesregierung will sich dafür einsetzen, dass digitale Innovationen schnellstmöglich bei den Patienten ankommen. Außerdem sollen Therapien auf jeden einzelnen Menschen zugeschnitten werden. „Wir gestalten Digitalisierung und Personalisierung aktiv mit und machen sie zum Schlüssel des medizinischen Fortschritts“, so Karliczek.

Die Bundesregierung formuliert in ihrem Rahmenprogramm folgende Ziele:

  • Digitalisierung ermöglicht einen breiteren Zugang zu medizinischem Wissen und insgesamt eine bessere und effizientere Versorgung, weil Forschung mögliche Wege zu einem digital vernetzten Gesundheitssystem und zu einer konsequenten Integration digitaler Innovationen aufgezeigt hat.
  • Krankheiten wird gezielter vorgebeugt und sie werden effektiver und nebenwirkungsärmer behandelt, weil die personalisierte Medizin im medizinischen Alltag angewendet werden kann.
  • Alle Menschen profitieren von medizinischen Innovationen, weil Fragen nach Wirksamkeit und Nutzen frühzeitig mitgedacht und mögliche Risiken kontinuierlich im Blick behalten werden.

Beispielsweise erhielten Forschende dank digitaler Methoden und molekularbiologischer Erkenntnisse immer tiefere Einblicke in die komplexe Entstehung von Krankheiten und könnten so passgenauere Lösungen für deren Prävention oder Behandlung entwickeln. Durch die Digitalisierung verändere sich zudem die Kommunikation und Kooperation zwischen Arzt und Patient und entlaste das medizinische Fachpersonal.

Daten nutzen

Die Verknüpfung von Gesundheitsdaten – also die Nutzung molekularbiologischer Daten und Informationen über Biografie und Lebensstil eines Menschen – soll künftig stärker genutzt werden. „Nachdem wir in den vergangenen Jahren in Wissenschaft und Forschung die Grundlagen für eine personalisierte Medizin gelegt haben, werden wir jetzt ihre Translation in die Versorgungspraxis vorantreiben“, heißt es im Rahmenprogramm. Die Verknüpfung von Datensätzen aus Forschung (zum Beispiel Biobanken, Gendatenbanken, Daten aus Studien) und Patientenversorgung könne Zusammenhänge aufdecken, etwa zwischen einzelnen Genen, Lebensstilen und Erkrankungen.

Patientenakte

Große Hoffnungen knüpft die Bundesregierung an die elektronische Patientenakte. Für die Forschung nutzbar gemacht, sollen sie zu einem Qualitätssprung in der Forschung führen und dabei helfen, die Entstehung von Krankheiten besser zu verstehen und innovative Präventions- und Behandlungskonzepte zu entwickeln. „Die Bundesregierung wird gemeinsam mit Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und allen Akteurinnen und Akteuren des Gesundheitssystems darauf hinarbeiten, dass bis 2025 forschungskompatible, elektronische Patientenakten an allen deutschen Universitätskliniken verfügbar sind“, heißt es im Programm explizit.

Leitlinien und Handlungsfelder des Programms
Leitlinien und Handlungsfelder des Programms
(© BMBF)

Künstliche Intelligenz

Als „wichtigen Treiber der digitalen Revolution“ bezeichnet die Bundesregierung die Künstliche Intelligenz (KI). Besonders weit entwickelt sei sie etwa in der Auswertung medizinischer Bildaufnahmen. Hier verspreche das Feld der „Computational Photonics“, die Kombination moderner photonischer Verfahren mit schnellen und intelligenten Datenanalysen, bedeutende Innovationen für die Medizin. Hinzu kämen Möglichkeiten der Unterstützung bei der Dokumentation durch Text- und Sprachverarbeitung, bei der Analyse von Behandlungsdaten oder bei der Identifikation von Risikofaktoren durch maschinelles Lernen. Zusätzliche könnten Assistenzsysteme Menschen mit eingeschränkter Mobilität bei der Bewegungstherapie unterstützen, und zwar so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig („Assist-as-needed“). Dafür müssten sich die Systeme an den individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen der Menschen orientieren. „Solche Innovationen bergen auch für Unternehmen der Gesundheitswirtschaft große Potenziale“, betont die Regierung. Über die Strategie „Künstliche Intelligenz“ will die Bundesregierung diese Entwicklungen maßgeblich mitgestalten und dabei insbesondere den Transfer in die Gesundheitsversorgung und Pflege in den Blick nehmen.

Medizintechnik

Die Digitalisierung von Medizintechnik birgt laut Bundesregierung neue Chancen und Möglichkeiten für Diagnose und Therapie, die Überwachung und Nachsorge von Patienten sowie die Steuerung von medizinischen Abläufen. „Chirurgische Instrumente werden beispielsweise durch Sensoren und Software zunehmend intelligenter: Skalpelle erkennen ihre Position im Körper und können den Operateur rechtzeitig warnen, bevor gesundes Gewebe gefährdet ist“, heißt es. Durch die Telemedizin werde ärztliche Überwachung und Behandlung auch dann möglich, wenn Patienten nicht im Krankenhaus und in der Praxis sind.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat im Fachprogramm Medizintechnik digitale medizintechnische Lösungen im Blick, die die Gesundheitsversorgung verbessern: Digitale medizinische Verfahren und Dienstleistungen sollen etabliert und optimiert werden. Dazu zählen digitale Therapien, digitale Therapieunterstützungssysteme und digitalisierte Versorgungsketten. „Die Vernetzung der mittelständisch geprägten Medizintechnikbranche mit der Informations- und Kommunikationstechnologie-Branche soll forciert werden, damit mehr innovative medizintechnische Lösungen für die digitale Gesundheitsversorgung entstehen können“, wird im Programm betont.

Das ausführliche Papier zum „Rahmenprogramm Gesundheitsforschung“ finden Sie online HIER.

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