Ein Rechenzentrum für jede Gemeinde Datacenter Day 2018 stellt die „Initiative Digital“ vor
Die „Initiative Digital“ will den deutschen Mittelstand zur Digitalisierung verhelfen und dabei anderes sein als andere – und vor allem erfolgreicher. Eines der „Nebenprojekte“: Rechenzentren in jeder Gemeinde. Um die Einstiegshürde gering zu halten, müssen die Angesprochenen zunächst kein Geld in die Hand nehmen.
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„Wir sind hemdsärmeliger“, sagt Projektleiter Werner Theiner, zugleich Geschäftsstellenleiter Süd des Eco - Verband der deutschen Internetwirtschaft e.V. und Sabine Zimmermann, Geschäftsführerin der X.0 Group und Co-Projektleiterin der Initiative Digital, fügt den Vergleich hinzu: „Die meisten anderen Ansätze sind sehr Universitäts-belastet“, also zu akademisch und/oder mit zu viel politischen Absichtserklärungen.
Ganz ohne Unterstützung aus der Politik und ohne klingende Namen kommt die in Bayern gegründete Initiative, die die Zusatzbezeichnung „Unternehmer für Unternehmen“ trägt, dennoch nicht aus. Denn neben dem Eco, der X.0-Group der Gerald Hahn, Vorstand der Softshell AG, Frank Zachmann, Geschäftsleitung des Digital Hub Frankfurt, Ingolf F. Brauner, Präsident des Mittelstand in Bayern e.V., Albrecht Kraas, CTO bei Maincubes, Franz Georg Strauß, Vorstandsmitglied des German Mittelstand e.V. gehört auch Andreas Keck, setllvertretender Bundesvorsitzender Liberaler Mittelstand zu dem so genannten Kompetenz-Team des Zusammenschlusses. Dazu kommen Professor Nico Grove, CEO Institute for Infrastructure Economics und Thomas Phillip Reiter, als Managing Partner bei der Beratungsgesellschaft Ole von Beust & Coll. zuständig für European Affairs. Er leitet das „Regionalbüro Nord“ - zuständig für die Bundesländer Hamburg, Schleswig-Holstein und Berlin, was unter anderem zeigt, dass die Initiative bereits Karriere macht.
Mehr Fans für die Initiative
Und das wiederum gehört zum Konzept: „Wir müssen dahin, wo sich der Mittelstand befindet“, sagen Zimmermann und Theiner, „und zwar mit Ansprechpartnern, die aus der Branche kommen und den echten Mittelstand bilden.“ Tatsächlich ist Hessen seit August dabei, dazu kommen Brandenburg, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Baden-Württemberg; will heißen: Die Initiative verfügt über Repräsentanten in den jeweiligen Bundesländern.
Damit die Ansprache auch auf dem Land funktioniert, geht die Initiative die Landratsämter an. Die Landräte werden überzeugt, Mittelständler aus ihren Bezirken zu einer Informationsveranstaltung zusammenzutrommeln. Wichtig dabei sei, so die Projektleiter übereinstimmend, „Dass man uns anfordern kann, wir aber kein Beratungsmandat übernehmen.“
Phase 1: Die Kick-offs
Vielmehr träfen in der Regel die Sparringspartner der Inititative auf mehr oder minder diffuse Vorstellungen, was Digitalisierung bedeute. So findet zunächst zunächst ein Kick-off-Abend in der jeweiligen Region statt. Dazu gehören Impulsvorträge zu den verschiedenen Bereichen. In anschließenden Diskussionsrunden treffen die Firmenvertreter - am ersten Abend sind das in der Regel die Geschäftsführer oder Firmeninhaber - auf Experten in den jeweiligen Bereichen, von Cloud-Computing bis zur DSGVO, vom Rechenzentrumsbetreiber bis zu Rechtsanwälten und ITlern, etwa von Intel, sowie Infrastruktur, etwa vom Branchenverband Breko.
Praxis-erfahrene Experten helfen bei:
- der Entwicklung einer unternehmensindividuellen digitalen Strategie und der Antwort auf die Frage, wann, wo und wie Sie in Sachen Digitalisierung aktiv werden sollten
- der Digitalisierung bestehender Geschäftsmodelle und Prozesse und, wenn nötig, der Entwicklung völlig neuer, digitaler Geschäftsmodelle
- Aufbau von Know-how
- der Herstellung hilfreicher Kontakte
- der Gewinnung von Fördermitteln für die Finanzierung notwendiger Investitionen
- der Mitnahme, Schulung und Motivation der Mitarbeiter
Hier werden Wissenslücken und Aufklärungsbedarf ausgedeckt und der Bedarf an Workshops eruiert. „Wir klären, mit welchen Themen wir wiederkommen sollen“, so Zimmermann. Immer mit dabei sind Fragen nach der Blockchain, nach Cloud Computing nach Rechenzentren und Vernetzung. Doch hinter allem stehe die Frage: „Welche Art von Unternehmen habe ich heute, und welches soll es morgen sein“, so Theiner. Auf der Website liest sich das wie folgt:
- Geschäftsmodelle: Reicht Digitalisierung oder müssen Sie völlig neu denken?
- Marketing im digitalen Zeitalter: Wie man im Markt auch zukünftig besteht.
- Sicherheit und Datenschutz (inkl. DSGVO)
- Big Data & Co: Arbeiten mit Daten
- Technologien/IT für die Digitalisierung von Prozessen und Produktion
- Cloud-Lösungen und Rechenzentrum (Outsourcing; IaaS, PaaS)
- Personal-Management | Human Resources: Wie man die Menschen mitnimmt.
Phase 2: Die Workshops
Zu den einzelnen Workshops beziehungsweise Nachfolgeveranstaltungen entsenden die Firmen dann zumeist ihre Fachleute aus den Unternehmen. „Entsteht aus den Informationsveranstaltungen ein Geschäft, von Beratung bis Umsetzung, sind wir ´raus“, so Theiner. Bis dahin allerdings und völlig unabhängig davon, ob aus den Veranstaltungen der Initiative Digital überhaupt Umsetzungsprojekte generiert werden, ist die Teilnahme für die eingeladenen Firmen kostenfrei. Auch dem Landratsamt entstehen so gut wie keine Kosten; denn die Veranstaltungen tragen sich über die Beträge der Mitglieder.
Laut Zimmermann und Theiner gehören zu den großen Unterstützern die Landräte der bayerischen Kreise Hof, wo Oliver Bär Landrat ist, und Ebersberg mit Landrat Robert Niedergesäß, in denen am 14 und 15. Mai die Kick-offs stattfanden, zu den großen Unterstützern der Initiative.
Rudolf Hitzel, Geschäftsführer der DHL Synergies GmbH aus Glonn im Landkreis Ebersberg, äußert sich: „Für uns als Start-up ist die Initiative Digital eine super Möglichkeit, um Kontakte zu knüpfen. Wir bauen mit unserer APP/Plattform „doitll“ ein realdigitales Netzwerk auf, wodurch alle von der Digitalisierung profitieren und das von der Gemeinschaft und Partnerschaften lebt! Dies spiegelt sich in unserem Motto wider: Gemeinsam können wir die Welt positiv verändern und Schönes erhalten.“
Digitalisierung braucht Rechenzentren vor Ort
Doch keine Digitalisierung ohne Rechenzentren. Die „Provider Lens Germany 2018 – Infrastructure & Datacenter/Private Cloud “ des Beratungs- und Marktforschungsunternehmen ISG stellte in seiner Studie die seit Dezember 2017 lief und um Juni dieses Jahres veröffentlicht wurde, fest, dass Rechenzentren im Eiltempo zunähmen. Jährliche Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich seien die Regel.
Insbesondere sein in den vergangenen zwölf Monaten die Nachfrage nach Co-Location-Rechenzentren weiter kräftig angestiegen. Das biete den etablierten Anbietern hohe Wachstumsraten, aber auch kleinere und regionale Anbieter drängten zunehmend erfolgreich auf den Markt. Die Studie unterscheidet Co-Location-Anbieter mit bis zu 5.000 Quadratmetern Rechenzentrums-Freifläche (Mid-Market) von Anbietern mit mehr als 5.000 Quadratmetern Freifläche (Large Accounts).
Für das Wachstum von regionalen Anbietern jenseits der großen deutschen Ballungszentren seien vor allem Mittelstandskunden verantwortlich; denn diese suchten die räumliche Nähe zu den Rechenzentren. Kurze Wege zwischen Anwender und Co-Location-Betreiber, geringere Leitungskosten sowie niedrige Latenzzeiten machen diese Standortnähe attraktiv.
Die Studie geht zudem davon aus, dass diesen Trend in naher Zukunft Technologien wie das „Edge Computing“ weiter verstärken wird. Denn im Fall von Edge Computing müssen Rechenkapazitäten im möglichst direkten Umfeld der jeweiligen Industrieproduktion angesiedelt sein, um zum Beispiel Latenzzeiten im Computing kurz zu halten.
Die Chancen für lokale Anbieter sehen zwar nicht schlecht aus, doch die Praxis zeige, dass es jede Menge Vorbehalte gegen die Ansiedlung von Rechenzentren bestünden, so Theiner. Die Folge: Es gibt zu wenig. Es fehlten nicht nur die Anbindungen an Strom und Datennetze, es mangele an Akzeptanz – und Wissen. So wird die Notwendigkeit, sicher verwahrte Rechenkapazität vor Ort zu haben, schlichtweg verkannt.
Jeder Gemeinde ein Rechenzentrum
Deshalb gibt es innerhalb der Initiative Digital eine Art Nebenprojekt. Gemeinden soll für die Ansiedlung von Rechenzentren gewonnen werden. Die Idee: „Wir können jeder Gemeinde anbieten, ein (kleines) eigenes Rechenzentrum zu bauen und zu betreiben“, sagt Theiner.
Rechenzentren, auch kleine, kosten ein Heidengeld. Doch die Gemeinde selbst soll lediglich ein geeignetes Grundstück zur Verfügung stellen. Das schließt die Glasfaseranbindug aus. Denn „wenn keine geeigneten Datenkabel verlegt sind, sorgen wir für eine adäquate Anbindung“, so Theiner.
Sabine Zimmermann und Werner Theiner können Besucher des DataCenter Day 2018 im Vogel Convention Center (VCC), Würzburg, persönlich kennenlernen. Ulrike Ostler, Chefredakteurin des Fachportals DataCenter-Insider, Medienpartner der Veranstaltung, wir die beiden im Interview zur Initiative Digital und zu den Plänen bezüglich Rechenzentren für jede Gemeinde befragen.
Sendeplatz auf der Agenda ist von 15:30 Uhr bis 15:50 Uhr in der „Shedhalle“; angekündigt als „Interview mit Ulrike Ostler & Gasline“. Zimmermann und Theiner haben zudem einen Überraschungsgast angekündigt, der aus Sicht der Initiativen-Zielgruppe etwas zu den Themen sagen kann.
Es werden sicher noch Fragen offen bleiben. Und Anregungen sind ausdrücklich gewünscht. Deshalb sei an dieser Stelle noch einmal auf das Match-Making-Tool verwiesen, mit dem jeder Besucher vor Ort und darüber hinaus Treffen vereinbaren kann.
Wie die Rechenzentren aussehen sollen, Fertigbauweise, Container, Nutzung bestehender Gebäude …. wird mit den jeweilen Planern und der Gemeinde geklärt und liegt nicht vorab fest. Auch für die ersten drei Kunden will die Initiative sorgen; zumeist haben Krankenhäuser, Schulen, die Kommunalverwaltung selbst Interesse an Cloud beziehungsweise Co-Location. Doch seien lokale Rechenzentren im ureigensten Interesse der ansässigen Firmen, so dass sich künftige Betreiber keine Sorge um die Auslastung machen brauchten.
Paten- und Partnerschaften
Da kompetente Rechenzentrumsleiter und -Mitarbeiter nicht auf den Bäumen wüchsen, sei an Patenschaften gedacht; Betreiber großer existenter Rechenzentren könnten zumindest in der Anfangszeit das Know-how zur Verfügung stellen.
Wer das finanzieren soll? Laut Theiner gibt es eine deutsche Unternehmensgruppe, die bisher noch ungenannt sein will, aber ein Commitment zu Investments gegeben habe.
Da Strom- und Abwärme für Rechenzentren große Themen sind, könne man sich aber auch damit scheinbar ungewöhnliche Verbindungen vorstellen. Da gibt es etwa einen Schweizer Hersteller, der Bestandteile der Windräder, die jetzt bald aufgrund der Alterung in großen Stil ausgetauscht werden müssten, nahezu rückstandsfrei verbrennt. Das aber bedeutet Energie, die ein Rechenzentrum brauchen könnte. Aber es könnten sich umgekehrt auch Abnehmer der Rechenzentrumswärme finden …. Vorschläge sind willkommen.
Es bleibt die Frage: Gibt es schon Pilotprojekte? „Wir sprechen mit zwei potenziellen Kandidaten“, sagt Theiner.
Ansprechpartner DataCenter Day 2018
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