eGovernment-Wettbewerb 2012 Brandenburg und Polen: Preis für gemeinsames Telemedizin-Projekt

Redakteur: Manfred Klein

Der demografische Wandel macht die medizinische Versorgung in der Fläche immer schwieriger. Ein von der EU gefördertes Telemedizin-Projekt in Brandenburg und P­olen löst dieses Problem, trägt gleichzeitig maßgeblich zur europäischen I­ntegration bei und wurde im 12. eGovernment-Wettbewerb ausgezeichnet.

Anbieter zum Thema

Medizinische Versorgung über Ländergrenzen hinweg – das war den Juroren des eGovernment-Wettbewerbs einen Preis
Medizinische Versorgung über Ländergrenzen hinweg – das war den Juroren des eGovernment-Wettbewerbs einen Preis
(Foto: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald)

In Vorpommern und Nord-Brandenburg wird das Problem der medizinsichen Versorgung durch die Abwanderung in die Metropolregionen noch verschärft. Zudem hat die Grenzziehung zu Polen nach dem Zweiten Weltkrieg auf der deutschen Seite viele Krankenhäuser der Hälfte ihres Einzugsgebiets beraubt. In Polen müssen die Menschen dagegen in der grenznahen Region übermäßig lange Wege zum nächsten Krankenhaus bewältigen.

Zur Lösung dieser Probleme finanziert die EU aus den INTERREG-Programmen grenzüberschreitende Infrastrukturprojekte. Seit 2002 wird ein deutsch-polnisches Telemedizinprojekt gefördert, wobei die Vorgaben der EU an die Zusammenarbeit immer strenger werden.

Über gegenseitige Information, gemeinsame Planung und abschließend gemeinsame Umsetzung (einschließlich einer gemeinsamen Beschaffung) wird die Zusammenarbeit intensiviert. Auch bei geringer Bereitschaft zur Zusammenarbeit sind die finanziellen Anreize so hoch, dass sie auf beiden Seiten der Grenze nicht ignoriert werden können.

Was wurde bisher erreicht?

Bisher wurden folgende Teilprojekte umgesetzt:

Telepathologie ist das wichtigste medizinische Teilprojekt. Auf deutscher Seite gibt es pathologische Institute nur noch an der Universität Greifswald und am Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg.

Über zwei Einzelprojekte versorgt die Klinik in Greifs­wald Bergen auf Rügen, Stralsund und teilweise Schwedt mit den notwendigen Leistungen, während Eberswalde von Neubrandenburg telepathologisch versorgt wird.

Die Tele-Hals-Nasen-Ohrenheilkund­e versorgt von Greifswald aus kleinere Krankenhäuser mit Untersuchungen durch Spezialisten. Kernstück ist eine endoskopische Untersuchung vor Ort. Die Bilder werden live zum Spezialisten im Zentrum übertragen.

In einer begleitenden Videokoferenz können die beiden beteiligten Ärzte im patientenbehandelnden kleineren Krankenhaus und im Zentrum Befund und therapeutische Konsequenzen diskutieren. Ähnlich funktioniert die Tele­ophthalmologie. Augenärztliche Untersuchungen zur Früherkennung der Zuckerkrankheit werden mit ihr, unterstützt von der Telekonferenz, in Krankenhäuser ohne Augenarzt erbracht.

(ID:35851680)