Forschungsprojekt GLASS Blockchain-Technologien für die digitale Verwaltung
Sichere digitale Authentifizierungswege sind Grundlage für eine digitale Verwaltung. Gleichzeitig sollen die Bürger eine stärkere Kontrolle über ihre Daten erhalten. Dabei kann Blockchain-Technologie helfen, so die Idee des EU-Projekts GLASS (SinGLe Sign-on eGovernAnce paradigm based on a distributed file exchange network for Security, transparency, cost effectiveness and truSt).
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Die Corona-Pandemie zwingt die Öffentliche Verwaltung zur Digitalisierung, diesen Eindruck hat die Mehrheit der Bevölkerung. Zwei von drei Bundesbürgern (66 Prozent) meinen, dass die Krise die Digitalisierung der Verwaltung beschleunigt, so eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom. Demnach hat fast die Hälfte der Verwaltungen (47 Prozent) seit Ausbruch der Pandemie neue digitale Angebote für Bürger eingeführt. Jeder fünfte Bundesbürger (22 Prozent) hat diese neuen Angebote bereits genutzt, 25 Prozent hingegen noch nicht.
Derzeit möchten vier von fünf Bundesbürgern (82 Prozent) online zum Amt. Neun von zehn (91 Prozent) finden, dass die Beantragung, Verlängerung und Zusendung von Dokumenten wie Reisepass und Personalausweis ganz einfach automatisch ablaufen sollte. Auch für ein einheitliches Bürgerkonto, über das sich Bürger identifizieren und authentifizieren können und Zugang zu allen digitalen Verwaltungsleistungen haben, sprechen sich 82 Prozent aus. Vier von zehn Bürgern (44 Prozent) würden die eigenen Stammdaten einmalig bei einer Behörde hinterlegen und erlauben, dass diese zwischen Behörden ausgetauscht und wiederverwendet werden dürfen.
Der Digitalverband Bitkom hat auch Lehren aus der Corona-Krise für einen digitalen Staat gezogen, darunter auch Punkte, die die Datensicherheit direkt betreffen. Dazu gehören sichere digitale Authentifizierungs- und Identifizierungswege. Sorgen zur Sicherheit und zum Datenschutz digitaler Identitätslösungen müssen ernst genommen und adressiert werden, so Bitkom. Moderne Technologie erlaubt die Umsetzung eines digitalen Authentifizierungsstandards in vollständiger Anonymität und ohne unerlaubten Datenzugang für Dritte, da ist sich Bitkom sicher.
Was eGovernment für mehr Erfolg braucht
Die EU-Kommission hat im eGovernment Benchmark 2020 berichtet, wie es um die Digitalisierung der Verwaltung in den verschiedenen EU-Ländern steht. Spannend sind dabei nicht nur die Positionierungen der verschiedenen EU-Staaten, sondern auch die Kriterien, darunter:
- Benutzerorientierung: Inwieweit werden Dienste online bereitgestellt? Wie mobilfreundlich sind sie? Und welche Online-Support- und Feedback-Mechanismen gibt es?
- Transparenz: Stellen die Öffentlichen Verwaltungen klare, offen kommunizierte Informationen darüber bereit, wie ihre Dienstleistungen erbracht werden? Sind sie transparent über die Verantwortlichkeiten und die Leistung ihrer öffentlichen Organisationen und die Art und Weise, wie personenbezogene Daten von Bürgern verarbeitet werden?
- Grenzüberschreitende Mobilität: Wie einfach können Bürger aus dem Ausland auf die Online-Dienste zugreifen und diese nutzen?
Dabei ergibt sich EU-weit einiges an Verbesserungspotenzial:
- Benutzer können ihre eigene nationale eID nur für die Hälfte (57 Prozent) der Dienste verwenden, für die eine Online-Identifizierung erforderlich ist. Darüber hinaus enthält nur die Hälfte (54 Prozent) der Online-Formulare vorab ausgefüllte Daten, um das Ausfüllen zu erleichtern.
- Benutzer, die einen Dienst aus einem anderen europäischen Land erhalten möchten, können dies in 62 Prozent der Dienste für Bürger und 76 Prozent der Dienste für Unternehmen tun. Bürger können ihre eigene nationale eID-Lösung nur für 9 Prozent der Dienste aus anderen Ländern verwenden. Für Unternehmen erhöht sich diese Zahl auf 36 Prozent.
Wie Blockchain-Technologien helfen könnten
Hier könnte das Projekt GLASS (SinGLe Sign-on eGovernAnce paradigm based on a distributed file exchange network for Security, transparency, cost effectiveness and truSt) für Verbesserung sorgen, unter Nutzung von Blockchain-Technologien.
Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, die administrativen Prozesse, die Servicequalität und den Datenaustausch der Öffentlichen Verwaltung zu verbessern und zu automatisieren. Grundlage dafür soll ein bürgernahes eGovernance Modell mit einer verteilten Infrastruktur sein, das auf moderne Softwaretechnologien aufbaut und insbesondere die Interaktion zwischen Bürgern, Unternehmen und der Öffentlichen Verwaltung unterstützen soll.
Der Kern der Lösung ist ein verteilter Datenspeicher, der es Nutzern erlaubt, gemäß den OZG-Richtlinien (Onlinezugangsgesetz) Anwendungen auszuführen und auf Daten zuzugreifen. Hierbei sollen Peer-to-Peer-, Distributed-Ledger- und Machine-Learning-Verfahren zum Einsatz kommen, um eine öffentliche und verteilte Infrastruktur bereitzustellen.
Der Datenspeicher soll die Grundlage für die Ausführung und Verwaltung von verteilten und sicheren Anwendungen (dApps) bilden. Ein Single-Sign-On-Wallet-as-a-Service (WaaS) soll den Zugriff auf die Dienste unter Einhaltung der Single Digital Gateway Richtlinie ermöglichen. So soll ein interoperabler Datenraum entstehen, der es der Öffentlichen Verwaltung ermöglicht, Dienstleistungen effizient sowie transparent anzubieten und gleichzeitig die persönlichen Daten der Bürger zu schützen.
GLASS soll EU-Bürgern einen optimierten Prozess bieten, mit dem sie schnell und einfach Dokumente wie eine Geburtsurkunde oder einen Führerschein an Dritte in anderen Mitgliedstaaten weitergeben können, um auf die von ihnen benötigten eGovernment-Dienste zugreifen zu können.
Das GLASS-Projektkonsortium unter der Leitung von Uni Systems Information Technology Systems Commercial SMSA (Griechenland) bringt 12 interdisziplinäre Partner aus acht Ländern zusammen, um ein neuartiges eGovernance-Modell auf Blockchain-Basis zu entwickeln. GLASS läuft vom 1. Januar 2021 bis zum 31. Dezember 2023.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf unserem Schwesterportal Blockchain-Insider.
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