Telemedizin: Patientenarmbänder Analysedaten am Handgelenk
Wolfgang Müller benötigt regelmäßig eine Insulinspritze. Die Dosis steht zwar in der Behandlungsakte, doch diese Routineaufgabe des Klinikalltags kann zur Herausforderung für das medizinische Personal werden, wenn zwei Patienten namens Wolfgang Müller zur selben Zeit auf derselben Station und vielleicht sogar in einem Zimmer liegen.
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Wenn beide Diabetiker unterschiedlichen Typs sind, aber aufgrund ihrer Erkrankung oder ihres momentanen Zustandes selbst keine Auskunft geben können, dann wird es kritisch. Bekäme der eine Wolfgang Müller die Insulindosis seines Namenszwillings, hätte dies Folgen für den Patienten und für seinen Behandler. Deshalb verlangen solche Situationen höchste Aufmerksamkeit, um jedes Risiko einer Verwechslung zu vermeiden.
Herr Müller ist nicht gleich Herr Müller
Was nach seltenem Zufall klingt, kommt in Krankenhäusern mit einem breiten Versorgungsgebiet häufig vor. Denn um bei diesem Namensbeispiel zu bleiben: Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung leben etwa 713.528 Müllers in Deutschland, die meisten davon – über 9.000 – in Berlin. Zudem ist der Vorname Wolfgang bei den männlichen Müllers eine der häufigsten Varianten. Die Wahrscheinlichkeit ist folglich hoch, dass namensidentische Müllers gleichzeitig aufgrund ähnlicher Vorerkrankungen oder Diagnosen in einer Klinik behandelt werden. Ob Namensgleichheiten oder andere Nationalitäten, verwirrte Patienten und Kinder – das Spektrum der Gründe, warum sich Menschen selbst nicht verständlich machen können, ist groß. Deshalb empfehlen die Weltgesundheitsorganisation und das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. entsprechende Identifikationsstandards in Krankenhäusern.
Individualisierte Hightech-Bändchen erhöhen die Sicherheit
Ein international bewährter Baustein sind Patientenarmbänder. Während in den USA oder in den skandinavischen Ländern diese Bänder selbstverständlich sind, nutzen sie bisher nur etwa zehn Prozent der deutschen Kliniken. Das Städtische Klinikum Dessau gehört seit März zu diesen rund 200 Vorreitereinrichtungen, die auf individualisierte Hightech-Bändchen setzen. „Die Patientensicherheit steht bei uns an erster Stelle und die Standards sind bereits sehr hoch. Mit den Armbändern wird die Patientenidentifikation während der gesamten Behandlung bis zur Entlassung jetzt weiter optimiert“, stellt der Ärztliche Direktor Dr. Joachim Zagrodnick fest.
Armbänder nur mit persönlicher Zustimmung
Das nur mit der persönlichen Zustimmung des Patienten angelegte Armband garantiert die individuelle Versorgung bei der Aufnahme, bei Operationen, Transporten und Verlegungen sowie der Versorgung in Funktionsbereichen. „Wir führen die Patientenarmbänder flächendeckend ein. Bei rund 30.000 stationären und über 66.000 ambulanten Patienten pro Jahr ist damit ein enormer Logistikaufwand verbunden, der im Vorfeld geplant und organisiert werden musste. Inzwischen sind alle Mitarbeiter geschult und die Bänder werden im klinischen Betrieb etabliert“, berichtet Pflegedienstleiter Daniel Behrendt.
Aktuell informieren auch Plakate und Flyer die Patienten über Sinn und Zweck der Armbänder. Ihre schriftliche Einwilligung zum Anlegen der Bändchen erteilen die Patienten bei der Aufnahme. Das hier tätige Personal stellt die Identität anhand der Versichertenkarte und des Personalausweises fest und generiert elektronisch eine eindeutige Fallnummer. Das Armband wird mit den persönlichen Patientendaten sofort bedruckt und angelegt.
Es gibt die Armbänder in drei Größen für Erwachsene, Kinder und Neugeborene. Das Material der drei Zentimeter breiten Bänder ist auf gesundheitliche Verträglichkeit getestet und unempfindlich gegen Wasser und Desinfektionsmittel. Jedes Band besitzt einen Sicherheitsverschluss. Neben Namen, Geburtsdatum und Fallnummer, die zusätzlich als Strichcode verschlüsselt ist, können über die Bänder auch für die Behandlung relevante Messwerte, wie Labordaten, per Scanner einfach und sicher erfasst werden.
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